12.09.22 | RE GRANCHIO / THE TALE OF KING CRAB (IT/AR/FR 2021, Alessio Rigo de Righi & Matteo Zoppis)

IT/AR/FR 2021, R: Alessio Rigo de Righi & Matteo Zoppis, D: Gabriele Silli, Maria Alexandra Lungu, Severino Sperandio, 106′, OmeU, DCP

Italien, heute. Eine Handvoll älterer Jäger mit zerklüfteten Gesichtern trifft sich in geselliger Runde zum Essen und erzählt sich gegenseitig Geschichten von Luciano, einer Figur der lokalen Folklore. Aus diesem dokumentarischen Setting hebt THE TALE OF KING CRAB ab in das Leben von Luciano – oder vielleicht besser: in eine Version davon. Luciano sagt man, war ein Mann des späten 18. oder frühen 19. Jahrhunderts mit einer Vorliebe für Alkohol und eine Frau aus dem Dorf. Dazu kommt ein Streit um das Durchgangsrecht durch ein antikes Tor mit dem regionalen Fürsten. Angetrieben durch Leidenschaft und Eifersucht begeht er ein Verbrechen und wird als Krimineller verbannt nach Feuerland, ans Ende der Welt. Dort versucht er als Priester – mit anderen, eher unangenehmen Goldsuchenden und einem Krebs – einen mythischen Goldschatz zu finden. 

Verwurzelt in oralen Traditionen und zeitgenössischem Kino, schaffen die beiden Regisseure einen Film, der seine Landschaften und das Weitergeben von Geschichten zelebriert. Die Kombination aus neorealistischem Charme und einem ästhetischen Rückgriff in ein vorindustrielles Zeitalter lassen an Alice Rohrwachers Filme denken, setzen dem aber noch einen verschrobenen Western obenauf. Die umwerfende Kameraarbeit fängt das Licht auf den körnigen 16mm-Aufnahmen ein und ist spielerisch dem Fiebertraum auf der Spur, der Kino immer gewesen ist.

Mo 12 SeptSchaubühne Lindenfels
21 Uhrregulär: 6,5€ / ermäßigt 5,5€