19.09.2025 | FREMD GEHEN. GESPRÄCHE MIT MEINER FREUNDIN (DE 1999, Eva Heldmann)
ARCHIVE | Feministische Gegengeschichten
FREMD GEHEN. GESPRÄCHE MIT MEINER FREUNDIN






DE 1999, R: Eva Heldmann, D: Annette Brauerhoch, 64’, OmeU, 35mm
„Ich hab’ mich immer so ein bisschen mutig gemacht, wenn ich da in so’n Gebäude reingegangen bin, weil ich dachte, sobald du hier die Tür aufmachst und die Treppe hochgehst und so’n Gang langgehst, ist ganz klar, du kommst zum Ficken her.“ Die Gebäude, die Annette betritt und von deren Bewohnern und immergleichen Ausstattungen sie ihrer Freundin Eva berichtet, sind die Kasernen der US-Armee in Frankfurt am Main und Umgebung. Über Jahre hinweg hat die Filmwissenschaftlerin diesen, wie sie sagt, „maskulinen Bereich schlechthin“, aufgesucht und gezielt als Frau übertreten: Aus Neugier auf fremdes Terrain und aus dem Verlangen heraus, in unkomplizierten Begegnungen mit ungebundenen, willigen und sich in der Ferne ortlos fühlenden Männern ganz „sexuelles Wesen“ zu sein, der Lust freien Lauf zu lassen.
Während die Kamera in Seitwärtsfahrten die Kasernenfassaden abmisst, sich durch Gänge, Clubs und Bars schlängelt sowie Einblicke in die Privaträume der Soldaten und der Protagonistin gewährt, ist der davon entkoppelte Ton vom Gespräch der Freundinnen erfüllt, einem offenen Privatgespräch, das der Film zu einem öffentlichen macht. An manchen Stellen verstummt er aber auch, nämlich dann, wenn wir den Blick von Annettes Super8-Kamera einnehmen, wie sie die schwarzen Körper ihrer Liebhaber abtastet, ihr eigenes Verlangen in die Bilder hineinlegt. FREMD GEHEN. handelt vom Wunsch, die Grenzen des eigenen Lebens zu übertreten und zugleich ganz der eigene Körper zu sein.
Fr 19 Sept 2025 | Luru Kino |
22:00 Uhr | € 7,50 (6,50 ermäßigt) In Anwesenheit von Annette Brauerhoch |