22.04.19 | Heimat ist ein Raum aus Zeit (GER 2019, Thomas Heise)

Es ist soweit. Der letzte Tag des GEGENkino Festivals 2019. Und wir verabschieden uns angemessen mit einen Knaller. Dem formstrengen Biographieepos von Thomas Heise: Heimat ist ein Raum aus Zeit. Euch erwartet ein Film der euch noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ein Film der die Geschichte einer Familie mit Bezügen auf das jeweils in Kraft getretene, staatliche System erzählt.

In einem langen Briefwechsel zwischen Berlin und Wien kündigt sich schleichend die kommende Deportation an. Auf der Bildebene die akribischen Deportationslisten der NS-Bürokratie. Als die Korrespondenz verstummt, erklingt Marika Rökks grotesker NS-Schlager „Mach dir nichts daraus“. HEIMAT IST EIN RAUM AUS ZEIT ist eine Collage aus Hinterlassenschaften der Intellektuellen-Familie des Filmemachers Thomas Heise. Eine Komposition von Textdokumenten, Filmaufzeichnungen und Fotos von vier Generationen. Erzählt wird von Liebe, Verbundenheit, Selbstbehauptung und politischen Idealen – vor dem Hintergrund der politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts. Vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, das geteilte Deutschland bis hin in die Gegenwart geht die Reise, die vor unseren Augen – und vor allem Ohren – in Form von Briefwechseln und Tagebuchnotizen abfährt. Zu sehen sind Archivmaterial und Gegenwartsaufnahmen. Dann gleitet die Kamera in schwarzweissen Bildern durch verlassene Orte und von der Zeit charakterlich verfremdete Räume. Die Heimat ist hierbei kein bloß romantischer Ort, sondern der Gegenstand, an dem sich die inneren und äußeren Kämpfe der Beteiligten entfachen – Individualgeschichte lässt sich nicht von Gemeinschaft trennen. Der Film will keine Geschichten nacherzählen. Stattdessen erfährt der Zuschauer, wie Biographien entstehen.

In Anwesenheit von Thomas Heise

Mo 22.4
Schaubühne
16 UhrHeimat ist ein Raum aus Zeit
D/AT 2019, R: Thomas Heise, Dok, 218’, dt. OV, DCP
In Anwesenheit von Thomas Heise

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