Filme aus dem Kosovo | Kino ARMATA und darüber hinaus

Carte Blanche | KINO ARMATA

Im Zuge einer internationalen Kooperation begrüßen wir zwei Gäste aus Pristina: Alush Gashi, Direktor des ARMATA, sowie Ilir Hasanaj, Regisseur und Mitgründer desselben, werden an zwei Tagen ein von ihnen kuratiertes Programm kosovarischer Filme vorstellen und mit uns über das Kino ARMATA und die kosovarische Filmlandschaft ins Gespräch zu kommen. 

Das Kino ARMATA existiert in der kosovarischen Hauptstadt seit 2018 und beschreibt sich als „public space, promoting alternative culture and social dialogue“. Das Gebäude ist in staatlicher Hand und wurde der Stadtverwaltung Pristina zur Verfügung gestellt, die wiederum die Programmierung einem unabhängig arbeitenden Kollektiv überlässt – eine im Kosovo einmalige Konstellation. Dies ermöglichte eine Wiederaneignung von unten, nachdem das Gebäude in der Vergangenheit unterschiedlichen Zwecken diente. In den 1980ern nutzte es die jugoslawische Armee für Filmprogramme, Tanzabende und kulturelle Veranstaltungen (mitunter mit propagandistischem Ethos). Im Zuge der Verschlimmerung der politischen Situation zwischen Serbien und dem Kosovo Ende der 80er boykottierten Kosovo- Albaner:innen serbisch getragene kulturelle Institutionen, bis das Haus 1988 für die Öffentlichkeit geschlossen wurde und nur noch interne Veranstaltungen für serbisches Klientel stattfanden. In den 90ern wurde es während des Kosovokrieges vom Militär genutzt – nach dem offiziellen Ende des Krieges 1999 dann von der UN zu administrativen Zwecken bis 2017. Über all die Jahre blieb das sozialistische Interieur des Kinos und der angrenzenden Bürogebäude erhalten. Die Sitze des Kinos sind UN-blau. Somit bietet sich die Möglichkeit das kulturelle Erbe neu zu interpretieren: die Community, die sich rund um das Kino gebildet hat und bildet, ist eine lebendige Komponente bei der Einordnung historischer und sozialer Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit. 

Die zwei Säulen des Programms sind Film und Musik. Neben einem Filmprogramm bieten sie mit der Plattform Neo_School niederschwellig zugängliche Intensivkurse im Filmemachen, Fotografie und Audioproduktion an. Darüber hinaus gibt es den kritischen Filmklub Kineto und das Tape- und Vinyl-label ARMATA Records, dessen Releases vor Ort produziert oder in Kooperation mit dem ansässigen Team entstanden sind. Über das ARMATA hinaus hat das kosovarische Kino in den Jahren seit dem Kosovokrieg eine bemerkenswerte Entwicklung und ein Wachstum erlebt und spiegelt die sozialen und kulturellen Veränderungen in dem kleinen, lebhaften Balkanland wider. Die Themen des kosovarischen Kinos drehen sich häufig um die Folgen des Krieges, um Identität und soziale Fragen und bieten einen Einblick in die Geschichte des Landes und seine aktuellen Herausforderungen. 

Kosovarische Filme finden international Beifall – trotz finanzieller Engpässe und begrenzter Ressourcen floriert das dortige Kino dank der Entschlossenheit und Kreativität seiner Filmemacher:innen weiter. Festivals wie das DokuFest in Prizren und das Prishtina International Film Festival (PriFest) sind zu wichtigen internationalen Plattformen geworden.

11.09.23
Schaubühne Lindenfels Kino
19 Uhr

Kurzfilmrolle
PA VEND / DISPLACED
XK 2021, R: Samir Karahoda, 15’, OmeU, digital 
I HAVE NEVER BEEN ON AN AIRPLANE
XK 2020, R: Redon Kika, 9’, OmeU, digital
JEHONË / ECHO
XK 2022, R: Ana Morina, 8’, OmeU, digital 
SHPIJA / HOME
XK 2022, R: Flaka Kokolli, 7’, ohne Dialog, digital 
GARDHI / FENCE
XK/HR/FR 2018, R: Lendita Zeqiraj, 15’, OmeU, digital 
KANGË E DEFA: FEMALE RHAPSODY IN KOSOVA 
DE/XK 2014, R: Vincent Moon, Fatime Kosumi, 29’, Dok, OmeU, digital
12.09.23
Schaubühne Lindenfels
19 Uhr

Deutschlandpremiere
KAH KQYRSHA PËRPJETË, E SHIHSHA VETEN PËRFUNI  / AS I WAS LOOKING ABOVE, I COULD SEE MYSELF UNDERNEATH 
CH/XK 2022, R: Ilir Hasanaj, Dok, 62’, OmeU, DCP