Kinoorgel | SLEEP HAS HER HOUSE (UK 2017, Scott Barley)

UK 2017, R: Scott Barley, 90′, kein Dialog, DCP

Wir freuen uns, die 2023 mit der Vertonung von BEGOTTEN (1989) eingeleitete Kooperation zwischen GEGENkino und Musikinstrumente-Museum des GRASSI-Museums fortzusetzen und bei GEGENkino meets Kinoorgel erneut Seh- und Hörgewohnheiten auf die Probe zu stellen: Stummfilmorganist Jürgen Kurz wagt mit uns das Experiment, einen Film von 2017 live an der Welte-Orgel zu vertonen – somit zeitgenössisches Filmemachen mit altehrwürdiger Kulturpraxis zu verbinden, wie man sie ansonsten mit der Stummfilmzeit bis Ende der 1920er Jahre assoziiert.

SLEEP HAS HER HOUSE ist der Titel von Scott Barleys preisgekröntem britischen Experimentalfilm – und dieser ist so bedeutungsoffen und entrückt wie die Bildwelt des Films selbst. Steht sie doch für eine traumgleiche, hypnotische, nicht zuletzt ungewohnt entschleunigte Kinoerfahrung. Barley zeigt uns in seinem ersten abendfüllenden Film eine Welt, die in tiefe Schatten und sublime Lichtstimmungen getaucht ist. Eine Welt, in der es vor der Kamera keine Menschen und nur wenige Tiere zu sehen gibt. Es ist ein Kosmos ohne Worte, ohne Kommentare. Während SLEEP HAS HER HOUSE ist das Publikum ganz auf sich und das Einsehen in Natureindrücke zurückgeworfen. Schaurig bewegen sich Wälder im Wind oder werden von Flammen verzehrt. Blitze zucken durch den Nachthimmel und reflektieren in von Regentropfen rhythmisch in Bewegung versetzten Wasseroberflächen. Andere Naturgebilde sind derart in Schatten und Nebel gehüllt, dass sie sich erst allmählich als Grotten und Waldlichtungen offenbaren. Zeit ist das Thema des Films, wenn es denn ein Thema gibt: Die tranceartige Statik der Bilder lässt uns die real vergehende Zeit näherkommen, sie konfrontiert uns mit unserem inneren Zeitempfinden. Wieviel Zeit ist schon vergangen? Wie lange wird es dauern, bis die Sonne hinter den Bergen untergegangen ist? 

Was wie bewegte, streng komponierte romantische Malerei und damit „unzeitgemäß“ anmutet, ist produktionsmäßig nichts weniger als ein Wunderwerk der Technik: Barley drehte die Bilder seines Films gänzlich auf einem iPhone 6 – nun kommen die wuchtigen Klangwelten eines Instruments anno 1931 hinzu. Der Filmemacher ist wie wir begeistert von dieser unorthodoxen Paarung. Wir hoffen, ihr auch!

Sa 05 AprilGrassi Museum Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig
19:30 UhrVertont von Stummfilmorganist Jürgen Kurz
Tickets gibt es bei tixforgigs

TRAILER