…and here comes another sort of tribute—this time to Swiss video Ursula Biemann and her great GEOBODIES project, which is still far too unknown and seldomly seen, we think. That’s why we will dedicate a programme section to the video works of Ursula Biemann, which will be screened 09 April, 9pm at Schaubühne Lindenfels. Under the title “Border activities“, we will show three of her earlier migration-related works for which Biemann went to Mexico, Palestine and Morocca in order to combine field research in border regions with the search for political engagement as a media artists, though always on the level of single individuals—or as the fresh’n’wise 4trackboy just recently put it: ”Am schimmernden Horizont der Identität erkennt man, Grenzziehung ist immer auch ein Grenzgang.”
Read more about the “Border activities“ video programme below and find out more about Biemann and her works on her GEOBODIES homepage.
Ursula Biemann: Grenzaktivitäten
Performing The Border
MX/CH 1999, 43’, OmeU, DCP
Europlex
MA/SPA/CH 2003, 20’, OmeU, DCP
X-MISSION
PS/CH 2008, 40’, OmeU, DCP
Die Frage nach den Möglichkeiten politischer Film- und Videokunst hat das GEGENkino, etwa in Hommagen an Harun Farocki und Hito Steyerl schon in den vergangenen Jahren immer wieder untersucht. In diesem Jahr wollen wir dieses Feld erneut eröffnen – mit speziellem Interesse an der Selbstpositionierung der Künstler*innen in Bezug auf die politischen Zusammenhänge, denen die künstlerische Auseinandersetzung gilt.
Eine Rückschau auf Arbeiten der Schweizer Videokünstlerin Ursula Biemann wird dabei nicht nur eine interessante Stellung innerhalb dieses Problemfelds aufzeigen, sondern auch deutlich werden lassen, wie tagesaktuell die verhandelten Themen ihrer Arbeiten noch heute sind. Biemann begibt sich als “embedded artist” immer wieder in krisengeschüttelte Grenzregionen, sammelt Material und sucht nach einer künstlerischen Form, die die Ergebnisse ihrer Feldforschungen sowie theoretische Einsichten und persönliche Erzählungen miteinander in Verbindung bringt und dabei individuelle, mikropolitische sowie geo- und makropolitische Prozesse in ihrer wechselseitigen Bedingtheit sichtbar werden lässt.
Biemanns früheste Videoarbeit trägt bereits den programmatischen Titel Performing The Border und verdeutlicht wie Grenzen und Grenzregionen nicht bloß als souverän von Staaten festgelegte existieren, sondern insbesondere auch durch individuelle und gemeinschaftliche Aktivitäten in diesen Gebieten konstituiert werden. Für diese Arbeit hat Biemann erforscht, welche Auswirkungen die Nahverlagerung US-amerikanischer Produktionsstätten in grenznahe Gebiete wie Ciudad Juarez sich auf die mexikanischen Arbeiter*innen auswirkt, vor allem wie stark Existenzen und Gemeinden durch diese Praxis gegendert und kriminalisiert werden. Auch die in Zusammenarbeit mit der visuellen Anthropologin Angela Sanders entstandene Arbeit Europlex erforscht speziell eine Grenzregion, nämlich die spanisch-marokkanische Grenze bei der Exklave Ceuta und zeigt dabei die Zwangslagen der Frauen auf, die auf den ständigen Warenschmuggel über diese Binnengrenze auf existentielle Weise angewiesen sind – ein Vorgang, der in seiner Repetitivität fast schon rituellen Charakter annimmt. X-MISSION dagegen nähert sich dem Thema Grenze mittels eines anderen Topos: dem des Flüchtlingslagers – und untersucht die Logik und Lesbarkeit dieses Ortes anhand palästinensischer Flüchtlingscamps. Biemann versucht dabei die palästinensischen Refugees nicht im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts zu porträtieren, sondern untersucht die Lager auf immanente Weise, wobei die politische und diskursive Bedingtheit dieses Raumes nicht aus dem Blick gerät. Durch eine Montage von Interview- und Videomaterial aus erster wie zweiter Hand findet hier einmal mehr eine künstlerisch/forscherische Auseinandersetzung mit den Verstrickungen von Mikro- und Makropolitik statt – ein Thema, das sich durch alle Werke Biemanns zieht.
09. April, 21 Uhr Schaubühne Lindenfels