Sarah Joue Un Loup-Garou (CH/D 2017, Katharina Wyss) / Tesnota (RU 2017, Kantemir Balagov)

Hope you all enjoyed our homage to the Harvard Sensory Ethnography Lab! Today we’ll head over to UT Connewitz again and continue with two début feature films that impressed us very much, when we stumbled upon it back then:

At 8pm there’ll be the Leipzig premiere of teenage drama SARAH JOUE UN LOUP-GAROU and we’re happy to have director Katharina Wyss coming to the screening to present her film and offer a Q&A.
And at 10pm we’ll show TESNOTA by Alexander Sokurov’s student Kantemir Balagov about a Jewish-Russian community during the dawn of the Second Chechen War. Unfortunately, Balagov can’t make it to the screening today, but still it’s very much worth it to come and watch. Read more about the films below.

Mo 09. April 2018
UT Connewitz
20 UhrSarah Joue Un Loup-Garou (D/CH 2017)
R: Katharina Wyss 86’ OV mit englischen Untertiteln
22 UhrTesnota / Closeness (RUS 2017)
R: Kantemir Balagov 118’ OV mit englischen Untertiteln

In Anwesenheit von Katharina Wyss

SARAH JOUE UN LOUP-GAROU

CH, D 2017, 86’, OmeU, DCP, Regie: Katharina Wyss, mit: Loane Balthasar, Michel Voïta, Manuela Biedermann

Mit dem Ende der Pubertät ist es eigentlich schon vorbei und alles ist entschieden: Die intensivsten Erfahrungen sind gemacht und das Leben jetzt ist nur obligatorisches Nachspiel und Abspann. Der Entdeckung des eigenen Willens folgt ein sich Sich-Abfinden mit den Bahnen, in die das Leben – zufällig oder gewollt – geronnen ist. Beziehungen zu anderen Menschen bilden und erhalten sich nur noch gemäß schon bekannter Strukturen. Zwar stellt die Kunst in diesem Leben noch einen Ort für höhere Gefühle und Erlebnisse dar, aber bleibt vom eigenen Leben, wie man sich eingestehen muss, immer entkoppelt. – Ein solches Endzeit-Szenario zeichnet Katharina Wyss in ihrem Début-Spielfilm SARAH JOUE UN LOUP-GAROU (englischer Titel: “Sarah plays a Werwolf”). Wyss’ Film ist eine Sonde in das Leben einer siebzehnjährigen Schülerin in einer Schweizer Kleinstadt. In Nahaufnahmen wie auch Distanzaufnahmen erkundet sie die sich gegenseitig potenzierenden Entfremdungs- und Fremdwerdungsprozesse der Theater-Elevin Sarah (Loane Balthasar) – den zunehmenden Abstand zu ihren Eltern und Geschwistern, die Diffusität sexueller Regungen, ihren jugendlichen Solipsismus. Während Sarah nach ihren eigenen Begehren sucht, entfernt sie sich zu fast allem anderen außer ihr. Doch in einigen Bildern scheinen dann auch Auswege auf aus den Verstrickungen und der Unaufhaltsamkeit des Heranwachsens und Sarah scheint grade dort Wege zu finden mit diesen Prozessen umzugehen, wo sie nicht mehr Sarah sein muss. Ein GEGEN-coming-of-age-Film.

Im Anschluss wird es ein Gespräch mit der Regisseurin des Films, Katharina Wyss, geben.


TESNOTA / CLOSENESS

RU 2017, 118’, OmeU, DCP, Regie. Kantemir Balagov, mit: Darya Zhovner, Olga Dragunova, Artem Tsypin, Nazir Zhukov

1998, Naltschik im Nordkaukasus. Die burschikose 24-jährige Ilana hilft in der Autowerkstatt ihres Vaters aus. Sie verweigert die Rolle der guten Tochter, wie sie sich ihre Eltern wünschen. Ihren Status als Außenseiterin untermauert zusätzlich, dass sie einen kabardischen Freund hat, der nicht Teil der jüdischen Community ist, in der sich ihre Familie bewegt. Kurz nach der Hochzeit ihres Bruders wird das junge Brautpaar entführt. Zu dieser Zeit dort kein Einzelfall laut der Aussage des Regisseurs Balakov. Er ist in Naltschik aufgewachsen, hat dann bei Aleksandr Sokurov studiert, der diesen beeindruckenden Debütfilm auch mitproduziert hat. Das Drehbuch basiert auf eigenen Erfahrungen und zusammengetragenen Geschichten aus der Region. TESNOTA (engl. Titel: Closeness) untersucht Gemeinschafts- und Familiendynamiken, legt in seiner physischen Erzählweise Wunden offen, alles immer in wundervollen blau und gelb leuchtenden Bildern. Der stilisierte Realismus des Film, in dem gleich außerhalb des aktuellen Frames immer schon die nächste Thematik wartet, wird kontinuierlich weiter getrieben von der Frage: wieviel sind Menschen bereit sich aufzuopfern, um ihnen nahestehende Personen zu retten?