»Eine verstümmelte Welt besingen« — kreuzer online
Filmmaker Selma Doborac, who did »Those Shocking Shaking Days« and »It was a day just like any other in spring or summer.«, both of which were shown at GEGNkino 2017 gave an interview to kreuzer that’s well worth a read. Check!
Thanks go out to kreuzer and Selma Doborac!
4 days left… time to get properly prepared!
We updated our section about the TRUE POLITICS video art exhibition a bit and you’ll now find more information on all the featured works—just click the links here:
- #blacktivist (Mario Pfeifer, 2015, 2-Kanal, 5’)
- Empire of Evil (Harald Hund, 2016, 11’)
- Europa, Mon Amour (2016 Brexit Edition) (Lawrence Lek, 2016, 14’)
- It was a day just like any other in spring or summer. (Selma Doborac, 2012, 17’)
- In The Future They Ate from the Finest Pocelain (Larissa Sansour, Søren Lind, 2015, 29’)
- Lumapit Sa Akin, Paraiso (Come to Me, Paradise) (Stephanie Comilang, 2016, 26’),
- The Search Drive (Warren Neidich, 2015, 17’)
- When Things Occur (Oraib Toukan, 2016, 28’)
The TRUE POLITICS video art exhibition will be held from 07 to 09 April, starting at 6 pm respectively at the ballroom of Schaubühne Lindenfels –with exhibition tours on 07 and 09 April at 6:30 pm.
The exhibition will be accompanied by a discussion forum taking place at 08 April on 7:30 pm in which Selma Doborac, Mario Pfeifer, Lars Koch and Angelika Bartl will debate about about the possibilities of documentary film and art and about the responsibilities of artists with regards to information
production.
Find more information about all that in TRUE POLITICS section.
This April marks the 15th anniversary of the escalation of the Bosnian War, pictures of which might still roam in some of yours heads. Now, the relation between cinema and war has always been a problematic and critical one and one raising seemingly endless questions. But only rarely were these questions really tackled in and through cinema itself. Austrian filmmaker Selma Doborac does just that in her most recent film THOSE SHOCKING SHAKING DAYS, which takes the Bosnian War as a starting point for her cinematic reflections, resulting in an essayistic film that is certainly not easy to watch and one that invokes to discuss. Therefore, we’re very happy to have the director Selma Doborac coming to the screening on 09 April, 7pm at Schaubühne Lindenfels for a Q&A and for talking with us about her film.
Read more about THOSE SHOCKING SHAKING DAYS below and over at sixpackfilm.com.
In Anwesenheit der Regisseurin Selma Doborac
THOSE SHOCKING SHAKING DAYS
AT/BA 2016, Dok, R: Selma Doborac, dts. OV, 88’, DCP
Thematisiert und gleichsam in Betracht gezogen wird das Scheitern, die Unsagbarkeit, nicht zuletzt auch die Überforderung. Die der Filmemacherin und die der Adressierten. Doch findet sich Selma Doborac in ihrem Essayfilm THOSE SHOCKING SHAKING DAYS damit nie ab. Lange und statisch ruhen die Bilder von verlassenen Häusern im quadratischen Format, ohne dass hier irgendetwas in Ruhe gelassen würde. Sprache überwuchert das Bild wie die Zweige, Sträucher und Gräser die ehemals bewohnten Gebäude. Die Text-Inserts zerfasern, zersetzen die uns dargebotenen, visuellen Informationen und schreiben sich ihrer Struktur ein wie die Pflanzen in die Fassade. Doch die in Form herausfordernder Fragen ausufernden Satzlandschaften überdecken dabei nicht, sondern legen frei: die Methode, die Komplexität, das Unbehagen, die Notwendigkeit. In dieser filmischen Annäherung an den Bosnienkrieg und an das Phänomen Krieg im Allgemeinen geht es unter anderem „um den Versuch eine verstümmelte Welt zu besingen“, wie es Doborac in Anlehnung an ein Gedicht von Adam Zagajewski selbst einmal beschreibt. Es ist eine Annäherung, die um die Grenzen von Verbild- und Versprachlichung weiß und trotzdem nicht drum herumredet. Die das schiere Konstatieren, den reinen Beobachter-Status leid ist und die stattdessen in viele Wunden Finger legt. Ein selbstreflexives, scharfsinniges Philosophieren, „ein Film mit blauen Flecken“ (Jean-Pierre Rehm). Dem Einzelschicksal verpflichtet. Dem Universellen verschrieben.
09. April, 19 Uhr – Schaubühne Lindenfels
Selma Doborac – ES WAR EIN TAG WIE JEDER ANDERE IM FRÜHLING ODER SOMMER.
AT/BA 2012, 17’, stumm, englische Sprachfassung
“In ES WAR EIN TAG WIE JEDER ANDERE IM FRÜHLING ODER SOMMER. spürt der Ich-Erzähler in drei kurzen Episoden den Erlebnissen vierer miteinander in Verbindung stehender Personen nach; diese haben sich während eines Bombardements im Zuge des Bosnien-Krieges im Jahr 1992 ereignet. Teils durch die Schilderung einer erinnerten Vergangenheit, die sich in Form eines schriftlichen Abrisses als sequenziell ablaufende Text-Spur im Filmbild vollzieht, indes auch teils durch die Mise-en-Scène der beschriebenen Landschaft im Jetzt, die in permanenten Kamerafahrten versucht das Erzählte am Ort per se in Bilder zu gliedern. Im Widerspiel des Gelesenen zum Gesehenen entsteht eine Versuchsanordnung von Darstellung und wird zwangsläufig zum ungelösten Gesamtbild, wenn die Textebene nicht nur manches Mal die Bildebene hemmt, sondern allmählich auch selbsttätig das Erinnerte überschreibt. Die in Titel gefassten Erinnerungsschichten (de)konstruieren die Nicht-Vermittelbarkeit, die in Fahrten gelegten Landschaftsbilder betiteln und verschenken während dessen die Nicht-Abbildbarkeit von (kriegerischen) Handlungen.” (Selma Doborac)