Soldate Jeannette
(AUT 2013, R: Daniel Hoesl, D: Johanna Orsini-Rosenberg, Christina Reichstaler, 73’, OmeU, BluRay)
Einführung und anschließenden Filmgespräch mit Hauptdarstellerin Johanna Orsini-Rosenberg und Filmkritiker Dennis Vetter (NEGATIV, Woche der Kritik Berlin)
I prefer not to. Die Maxime des Aufstands lautet Verweigerung. Als eine still kämpfende Anarchistin auf einem inneren Feldzug, gelassen aber dennoch erfolgreich, entzieht sich die Hauptfigur Fanni allen gesellschaftlichen Erwartungshaltungen. Sie will nicht Teil der Maschinerie sein. Mehr und mehr entflieht sie ihrer eigenen Lebenswelt, bis sie auf dem Land, ihrem selbstgewähltem Rückzugsort, mit der ebenso in Zwängen verharrenden Anna Bekanntschaft macht.
Ohne auf einfache Lösungen zu setzen, porträtiert der Film zwei sehr unterschiedliche Frauen, die zwei ebenso unterschiedliche emanzipatorische Prozesse durchlaufen. Gemeinsam auf getrennten Wegen wandelnd, finden die beiden letztlich näher zueinander. Visuell pointiert konzipiert, bezieht Hoesl biografische Momente beider Schauspielerinnen mit ein, ohne dokumentarisch zu sein – auch wenn das beim Ergebnis kaum jemand glauben mag: das Drehbuch wurde nicht geschrieben, sondern improvisiert. Als Kollektiv The European Film Conspiracy funktioniert die Gruppe um Hoesl mit Minimalbudget, doch ermöglicht eine enge Komplizenschaft kompromissloses Arbeiten kombiniert mit künstlerischem Anspruch. In nur 25 Drehtagen und ohne Produktionsfirma ist aus dem Experiment Soldate Jeannette ein anstiftendes Statement geworden – sowohl vor als auch hinter der Kamera.
20. April, 20 Uhr – Luru Kino in der Spinnerei – € 6/5 (erm.)