Ted Fendt | Short Stay / Classical Period (USA 2016 / 2018)

Ted Fendts schmales Oeuvre steht für ein eigenständiges Erzählen im gegenwärtigen US-Independentkino: Auf eigene Faust und mit der Unterstützung seines Umfelds realisiert, halten seine bisherigen mittellangen Filme an der Ästhetik des analogen Kinoformats fest, wo zeitgleich Mumblecore-Vertreter*innen auf Online-Auswertung setzen. Philadelphia und New Jersey sind ihre Handlungsorte, doch von Handlungen kann man im Grunde nicht wirklich sprechen. Vielmehr sind es unaufgeregte, filmisch zurückhaltend eingefangene Porträts von Menschen in Fendts Alter, die ihrem Alltag nachgehen, oft isoliert sind, auch wenn sie sich Zuneigung und Anerkennung wünschen.

12. April, 20 Uhr – Luru Kino in der Spinnerei – € 8 (7 erm.) (Doppelpreis)


In Anwesenheit von Ted Fendt

SHORT STAY

USA 2016, R: Ted Fendt, D: Mike Maccherone, Elizabeth Soltan, Mark Simmons, 61′, engl. OV, 35mm

CLASSICAL PERIOD

USA 2018, R: Ted Fendt, D: Calvin Engime, Evelyn Emile, Sam Ritterman, Christopher Stump, 62′, OmdU, 16mm

In SHORT STAY ist die Kamera vor allem damit beschäftigt, Pizzaboten Mike dabei zu folgen, wie er antriebslos von A nach B geht oder zu schlafen versucht. Als ein alter Bekannter ihm gegenüber erwähnt, dass er wegen einer längeren Reise jemanden für sein WG-Zimmer und seine „Free & Friendly Tour“-Stadtführungen im nahe gelegenen Philadelphia sucht, sieht er seine Chance auf einen Tapetenwechsel gekommen. Doch auch in der neuen Umgebung stellt sich für ihn das Glück nicht ein. Wenn im Debütfilm Gehen und Schlafen so etwas wie Leitmotive sind, so sind es in CLASSICAL PERIOD das Lesen und Denken: Eine handvoll jüngerer Intellektueller trifft sich zum Lesekreis, der Dantes „Göttliche Komödie“ einer gründlichen Exegese unterzieht; ansonsten unterhält man sich über Lyrik, englische Kirchengeschichte oder die eigene Schlaf- und Rastlosigkeit. In sinnlich-physischen, präzise kadrierten 16mm-Bildern entsteht ein Mikrokosmos, der ganz vom Geistigen bestimmt ist.