Tomaga vertonen live LUCIFER RISING / EARLY ABSTRACTIONS
Hier der nächste Einblick in unser diesjähriges Programm: Industrial, Jazz, Psychedelia und Minimalismus kombinierend wird das britische Duo Tomaga (vom Label Hands in the Dark) zwei neue Live-Soundtracks zu Kenneth Angers LUCIFER RISING und Harry Smiths EARLY ABSTRACTIONS präsentieren. Außerdem bekommt ihr die Möglichkeit noch eine frühes Werk subversiven Filmemachens zu sehen: Maya Derens und Alexander Hammids Klassiker MESHES OF THE AFTERNOON – und zwar von glorreichem 16mm-Film!
LUCIFER RISING
USA/UK 1970-80 R: Kenneth Anger, D: Kenneth Anger, Marianne Faithful, Bobby Beausoleil, 28’, 16mm / USA 1939-56 R: Harry Smith, 23’, 16mm
Als subversive Hohepriester des New Age-Cinemas und als glühende Verehrer des Okkultisten und selbst ernannten Antichristen Aleister Crowley nehmen Kenneth Anger und Harry Smith mit je eigenen Ästhetiken Esoterik, archaische Symbole und kaum dekodierbare Mythologien in den Blick. Thematisch bezieht sich Anger auf die charismatische Figur des Luzifer, den strahlendsten Engel im Himmel, der nach einem Aufstand gegen Gott verbannt und forthin zu einem Rebellen gegen die etablierte Ordnung avanciert. In Bildern von Schöpfung und Zerstörung, von Göttern und Naturgewalten verwebt Anger den christlichen Mythos mit historischen, popkulturellen und persönlichen Strängen. In Smiths teilweise handgemalten Animationen wuchern scheinbar unkontrolliert Farben und Formen: einerseits körnige, grobe Strukturen und Mikroorganismen, andererseits modernistisch anmutende Designelemente sowie Splitter kurzer Erzählungen. Mit Bass, Synthesizern (Tom Relleen) und Schlagwerk (Valentina Magaletti) wird Tomaga die beiden Klassiker des Experimentalfilms live mit einem Soundtrack versehen. Das Londoner Duo kanalisiert Multiinstrumentalismen in lose Strukturen, die Industrial, Psychedelia, Jazz und Minimalismus durchlaufen. Der musikalischen Erkundung verpflichtet lösen sie bekannte Tropen zugunsten neuer Gestaltung auf, erzeugen Spannungen zwischen Improvisation und Form. Das Ergebnis ist mal zurückhaltende Geräuschmusik, mal manisch tanzbar.
Vorfilm MESHES OF THE AFTERNOON
USA 1943 R: Maya Deren & Alexander Hammid, D: Maya Deren & Alexander Hammid, 14’, 16mm
Ausgehend vom Tatsächlichen bewegt sich MESHES OF THE AFTERNOON Schritt für Schritt in Richtung eines unplausiblen Universums. Die Hand der Protagonistin platziert erst eine Blume, dann entschwindet der Film mit ihr in eine verzerrte Traumwelt, in der sich Doppelgängerinnen begegnen, Kapuzengestalten aus Spiegelgesichtern blicken und Ordnungen auseinanderfallen. Die Zeit bewegt sich vor- und rückwärts, spart aus, beschleunigt. Am Ende blitzt ein Messer, ein Spiegel bricht und die Wellen des Atlantiks spülen die Scherben ins Meer.