Update | Peter Tscherkassky

Eine Woche noch bis GEGENkino #3!

So here’s the second last item in our programme: After our homage to Harun Farocki in 2014 and the one to Hito Steyerl last year, we will pay tribute to another director that we greatly admire. In this year, it will be the Austrian experimental filmmaker and analog film artisan Peter Tscherkassky, out of whose œuvre we will present a selection of short films. Of course, GEGENkino wouldn’t be the festival it is, if we weren’t trying to also pay tribute to the cinema itself. Therefore, we will screen Tscherkassky’s films in glorious 35mm! A rare thing to behold!

Peter Tscherkassky: Rohstoff und Feier eines absoluten Kinos

Peter Tscherkasskys Filme traktieren die Zuschauer mit rohen Wechseln von Licht und Dunkel, Ton und Stille. Als vollendeter, analoger Handwerker kopiert und recycelt der österreichische Experimentalfilmer found footage, zum Beispiel kleine Szenen aus einem Horrorfilm, zu neuen, faszinierend unheimlichen Kompositionen. Dabei testen seine international hoch anerkannten Arbeiten nicht nur rein formalistisch die Materialgrenzen des Rohstoffs Film durch Tonbearbeitung und Mehrfachbelichtung aus, sondern sie erproben, beschreiten und verlagern tradierte Sehgewohnheiten und Hörfähigkeiten überhaupt. Der Kern seiner Arbeiten berührt das zentrale Verständnis von Kino: es geht um den Film selbst, seine Materialität wie jene Codes, die seine kulturelle Gegenwart ausmachen. Tscherkassky entlockt obsoletem, analogem Filmmaterial die in ihm schlummernden Gespenster der Zukunft. Die Resultate tasten sich frenetisch an etwas heran, das einer Beschreibung trotzt und gesehen werden muss – im Kinosaal, begleitet von dichtester Dunkelheit und massivem Sound.

Happy-End (AT 1996, 11’, 35mm)

Cinemascope Trilogie (AT 1997-2001) [L’Arrivée (1997, 3’, 35mm) / Outer Space (1999, 10’, 35mm) / Dream Work (2001, 11’, 35mm)]

Instructions for a Light and Sound Machine (AT 2005, 17’, 35mm)

The Exquisite Corpus (AT 2015, 19’, 35mm)

25.April, 21Uhr – Luru-Kino in der Spinnerei

Director Peter Tscherkassky is requested for a talk.

www.tscherkassky.at

C’est Les Trucs!

C’est Les Trucs!
The dada synth-punk duo from the Knertz Collective will come to GEGENkino festival and present their most recent project—a live score for F. W. Murnau’s classic TheLastLaugh—on 27April at UT Connewitz.
If you know the band’s music you can guess that this performance will be quite different from your usual pianist-adds-live-score-to-Metropolis-or-whatever events.

Prepare yourselves!
And if you want to spoil the surprise for you, have a look here:

Les Trucs vertonen live Der letzte Mann

DE 1924, R: Friedrich Wilhelm Murnau, D: Emil Jannings, Maly Delschaft, 90’, stumm, BluRay

„Heute bist du der Erste, geachtet von allen, ein Minister, ein General, vielleicht sogar ein Fürst – weißt du, was du morgen bist?“ – so beginnt Murnaus Weimarer Klassiker DerletzteMann und erzählt daraufhin eine Geschichte des gesellschaftlichen Abstiegs. Die durch Emil Jannings verkörperte Hauptfigur steigt die Karriereleiter von oben nach unten und wird vom angesehenen Hotelportier zum Toilettenmann. Nicht bloß in narrativer und schauspielerischer Hinsicht ist der Film der in den 1920ern vorherrschenden, expressionistischen Filmsprache verpflichtet, sondern auch in technischer Hinsicht. Kameramann Karl Freund lässt erstmals in der Filmgeschichte die „entfesselte Kamera“ von der Leine: von nun an sind im Kino nicht mehr nur die Bilder und Figuren beweglich, sondern auch der Blick wandelt nun durch den Raum.

Mit Hilfe von Synthesizern, Sequencern und diversen Klangkörpern werden Charlotte Simon und Zink Tonsur alias LesTrucs Murnaus Stummfilm im Saal des UT Connewitz live mit Sound anreichern. Die Musik und Performances dieses Duos sind voller dadaistischem Geist. Alle Anwesenden müssen sich damit abfinden, nicht annähernd genau beschreiben zu können, was gerade vor den eigenen Augen und in den eigenen Ohren passiert. Wunderbar ist das mindestens. Wenn Murnau auf der Leinwand schon seine Größe zeigt, ist es eher unwahrscheinlich, dass LesTrucs sich bei ihrer Performance demgegenüber zurücknehmen werden.

27. April, 21 Uhr – UT Connewitz

Ricaletto strikes again!

Here’s Ricaletto’s designs for this year’s GEGENkino poster as well as for our flyers – in new and shiny colours!

Keep your eyes open while walking through the city and see the life-size versions of them!

Flashy!

http://ricaletto.blogsport.de

Concerning Violence – Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self-Defense

On Friday, 22 Apr, 7pm and in cooperation with the GRASSI Museum of Ethnography we will screen »Concerning Violence« by Göran Hugo Olsson, whom you may know as the director of »The Black Power Mixtape 1967-1975«. Even though this is not particularly African cinema, »Concerning Violence« is more than relevant with regard to the issues we want to address and discuss in the AFRICAN OUTLINES section. The film, which carries the subtitle »Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self-Defense« is, for one part, a filmic involvement with the ideas of one of the pioneers of postcolonialism—Frantz Fanon—, and as well a resurrection of concrete African history as director Olsson’s assembles found footage material from the archives of different African national independence movements.
Again, we are working together with AG Postkolonial Leipzig for this screening and Diana AyehNatascha Bing will give an introduction and context to Olsson’s film.

Read more about the film and see the trailer below.


Einführung durch Diana Ayeh & Natascha Bing(AG Postkolonial Leipzig)

Concerning Violence – Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self-Defense

Dok SE/FI/US/DK 2014, R: Göran Hugo Olsson, 85’, OmU, BluRay

Vor dem Hintergrund von Frantz Fanons Buch „Die Verdammten dieser Erde“ erzählt ConcerningViolence von den Aufständen, die zur Entkolonialisierung Afrikas führen sollten. Neu entdecktes Archivmaterial über die gewaltsame Konfrontation mit den Kolonialmächten in der Zeit zwischen 1966 und 1984 wird kombiniert mit Zitaten aus Fanons polarisierendem Text, der Anfang der 60er Jahre eine gesamtafrikanische Vision einer sozialistischen Revolution entwarf, die sich als Gegengewalt sowohl gegen koloniale und imperialistische Unterdrückung, als auch gegen die neuen „einheimischen“ Regierungen richten sollte. Die Musikerin Lauryn Hill liest die eingeblendeten Textpassagen, die das Filmmaterial strukturieren und kommentieren. Aufnahmen von der Befreiungsbewegung in Angola, der FRELIMO in Mosambik und dem Unabhängigkeitskampf in Guinea-Bissau werden dokumentarische Bilder von schwedischen Missionaren in Tansania und einem Streik in einer schwedischen Mine in Liberia gegenübergestellt.

Ein Blick auf aktuell schwelende Konflikte zeigt, dass Afrika entlang der alten Kolonialgrenzen auch über 50 Jahre nach Fanons Tod die Folgen der jahrhundertelangen europäischen Raubzüge und Interventionen noch lange nicht überwunden hat. (Film mit einem Vorwort von Gayatri Spivak)

22.April,19Uhr – Grassi Museum

Africa is not a country

Africa is not a country. Hence, at this year’s GEGENkino we want to show the great diversity of contemporary African cinema in our section AFRICAN OUTLINES.
On Apr 26 we will screen the film »Run«—director Philippe Lacôte’s unique take on the First Ivorian Civil War that took place in the years from 2002 until 2007. Diana Ayeh & Natascha Bing of AG Postkolonial Leipzig will give an introduction to the movie, give some insights into the historical context and the postcolonial concerns of the film.
We’re looking forward!


mit einer Einführung von Diana Ayeh & Natascha Bing (AG Postkolonial Leipzig)

Run

CIV/F 2014, R: Philippe Lacote, D: Abdoul Karim Konaté, Isaach de Bankolé, Djinda Kane, OmeU, 102’, DCP

Traumwandlerisch geht ein junger Mann im Gottesdienst auf den Premierminister zu und tötet ihn, während alle anderen Besucher still und unbeteiligt auf ihren Plätzen sitzen. Danach beginnt seine Flucht – vor den Verfolgern, vor sich selbst, vor seinen Träumen und Erinnerungen. Unklar bleibt zunächst, ob es auch der Lauf in die Freiheit ist. Voltenreich wie die Flucht seines gleichnamigen Protagonisten, erzählt Run seine Geschichte vor der Kulisse des Bürgerkriegs der Elfenbeinküste, dem von 2002 bis 2007 3.000 Menschen zum Opfer fielen. Regisseur Philippe Lacôte verbindet erzählerische Elemente aus der afrikanischen Mythologie und Naturmystik mit dem realen Kontext der Krise. Sein meisterlicher Plot legt die Biografie eines Freiheitskämpfers frei, der zunächst eigentlich ein Regenmacher sein wollte, dann als Assistent der Jahrmarktkuriosität und professionellen Wettesserin Gladys das Leben eines Tramps führte und sich schließlich der Patriotischen Jugend anschließt und den Untergrundkampf aufnimmt.

26. April, 21 Uhr – Luru-Kino in der Spinnerei