JP 2004, D: Hayao Miyazaki, 119′, German version, DCP, approved for ages 6 and older
In DAS WANDELNDE SCHLOSS we see everything that makes Studio Ghibli’s animated films so adorable: a love story against all odds, a venerable Europe with giant gadgetry, amiable monsters and tragic heroes, sweeping fighting and food feast. DAS WANDELNDE SCHLOSS tells of the love between Sophie and Hauro. She is a hatter, turned into an old mummy by an evil witch, he is the beautiful wizard, travelling through no-man’s-land with his moving castle. There, Sophie signs up for housekeeping and now has enough time to approach her heartthrob, who yet has to find out that she is actually as young as he is. And then, there is a war to stop…
Sun 18 Sept | UT Connewitz |
14:00 Uhr | KINDERkino 2€ |
Ursprünglich als Roman von Dennis Cooper veröffentlicht, bezieht sich JERK auf die authentische Geschichte des Sexualstraftäters und Massenmörders Dean Corll, der Anfang der 1970er Jahre über 20 junge Männer missbraucht, gefoltert und ermordet hat. David Brooks, einer seiner Mittäter, setzte dem Grauen ein Ende und tötete Corll.
In der fiktionalen Weiterführung dieser Story arbeitet der sich in lebenslanger Haft befindende David Brooks das Geschehen als therapeutische Maßnahme auf. Der Killer wird selbst zum Erzähler und rekonstruiert die Verbrechen in Form eines Figurentheaters. Setting und Filmsprache sind dabei zurückgenommen: allein Brooks, der ein paar Handpuppen führt und ihnen – Täter wie Opfer gleichermaßen verkörpernd – eine Stimme verleiht. Neben den Horror der gewaltgesättigten Verbrechen tritt ein Sadismus des Erzählens. Innerhalb der durch das Theatersetting und die Verwendung von Puppen mehrfach ästhetisch gebrochenen Situation gehen Brooks‘ Imagination und die Darstellung seiner Körperlichkeit in einem für ihn lustvollen und extrem distanzlosen Nachempfinden der Morde völlig auf.
Sa 17 Sept | Schaubühne Lindenfels |
21:30 Uhr | In Anwesenheit von Jan Soldat Mit Publikumsgespräch nach JERK, welches das Thema sexualisierte Gewalt und ihre filmische Bearbeitung aufgreift. regulär: 6,5€ / reduziert 5,5€ |
JERK
FR 2021, R: Gisèle Vienne, D: Jonathan Capdevielle, 60′, OmeU, DCP
STAGING DEATH | Deutschland-Premiere
AT/D 2022, R: Jan Soldat, 8′, OmeU, DCP

Im Verlauf seiner Mitte der 1960er Jahre begonnenen Karriere als Schauspieler hat sich Udo Kier die vermutlich längsten Einträge in den üblichen Filmdatenbanken erarbeitet. Neben regelmäßigen Engagements unter anderem durch Filmkünstler wie Lars von Trier wird er immer wieder für abseitige Trash- und Lowbudget-Produktionen gecastet. Hier wie dort werden die von ihm gespielten Figuren sehr oft ins Jenseits geschickt. Jan Soldat bringt in STAGING DEATH eine Auswahl der über 70 Tode zusammen, die Kier vor der Kamera gestorben ist. In der Montage kommen mitunter ikonische Episoden zusammen, etwa das Pfählen Draculas, ein von einem T-Rex zerquetschter Mond-Nazi und das materielle Entschwinden Jasons, dessen Körper im wogenden Schilf kaum noch auszumachen ist. Zugleich bietet das Nebeneinander der Szenen aus über 50 Jahren einen unterhaltsamen Einblick in die Entwicklung von Spezialeffekten. Eines steht jedenfalls fest: auch dem spielerischen Sterben – vom friedlichen Entschlummern bis zum Niedergemetzeltwerden – verleiht Kier seine unverkennbare Eigenheit.
ASMODEUS | Deutschland-Premiere
CA 2021, R: Éric Falardeau, D: Éric Falardeau, Stéphanie Cadieux, Annaëlle Winand, 11′, ohne Dialog, DCP
ASMODEUS stellt in Form eines okkulten Rituals die Beschwörung und Erweckung dreier weiblicher Inkarnationen des gleichnamigen Wollust- und Zornesdämons dar. Regisseur Éric Falardeau, der auch die männliche Hauptrolle übernimmt, orientiert sich dabei am Leitgedanken der affektiven Grenzüberschreitungen von Gore und Splatter: Nieder mit dem guten Geschmack! In der Zeremonie fließen Blut und andere Körpersäfte, der Rausch verleiht dem Menschen (Mann) die Kraft sich in ein höheres Selbst zu verwandeln, Knebel und Fesseln der Moral abzuschütteln.
Bruno Sukrow, der sich zeitlebens selbst als „Filmebastler“ bezeichnete, wurde 1927 in Berlin geboren und starb Anfang diesen Jahres mit 94 Jahren. Ursprünglich Maschinenschlosser, sattelte er mit 82 Jahren zum Filmamateur um – am heimischen Rechner schuf er fortan ein bemerkenswertes Werk von zumeist kurzen und mittellangen, auch einigen abendfüllenden Filmen. In ihnen schuf sich Sukrow eine neue, ganz von privaten Vorlieben durchdrungene Welt, die in ihrer verschrobenen Second-Life-Ästhetik von Held:innen, Monstren, Plottwists und ins Leere laufenden Gags bevölkert ist. Dass vom Computer generierte Bilder zu allererst das ästhetische wie erzählerische Potential besitzen, von der Wirklichkeit spielerisch abzurücken, statt ihr möglichst mimetisch nachzueifern, war ihm klar. Die diesem Ansatz folgenden Filme entstanden ursprünglich für einen rein familiären Rahmen – niemand hätte sich träumen lassen, dass es sein privates Auteur-Computerkino zum Internationalen Filmfestival Rotterdam schaffen würde.
Neben den besonderen Bildwelten besaß Sukrow auch einen ganz eigenen Zugang zu Stimmen und Identitäten in seinen Filmen: Die Dialoge sind von ihm und Freund:innen „wie nebenbei“ eingesprochen, Geschlechter und Lebensalter verzahnen sich unentwirrbar, betonungstechnisch hakt es. Diese Voice-Over sind dabei wie das, was wir zu sehen bekommen: plakativ, unförmig, das Gegenteil von authentisch. Auch hierin war Sukrow ein Fantast.
SATURNUS ist der Planet, der ewiges Leben verspricht. Astronauten machen sich in einem Spaceshuttle, das auffällig an den Millennium Falcon aus Star Wars erinnert, auf, die letzten Überlebende einer früheren Expedition zu retten. Zu Ambient-Musik und Pianoklängen stolpern sie über den Planeten, den Sukrow mit allerlei Fantasiewesen angefüllt hat. Wirklich gefährlich ist hier eigentlich nichts – das Spannende besteht vielmehr darin, welch abstruse Dialogschnipsel und Szenerien uns der Autor als nächstes präsentieren wird. Der entschleunigte Mystery-Thriller MARTINS FEUER ist wiederum in einem britischen Städtchen angesiedelt – zumindest markieren das idyllische Wiesen- und Seenlandschaften, Pubs und rote Telefonzellen. Ein Psychiater, der Totenköpfe in seiner gespenstisch aufgeräumten Praxis stehen hat, soll Martin von seinen Wahnbildern befreien. Kurz darauf wird er erschossen, Martin war dummerweise sein letzter Patient und somit Hauptverdächtiger. Die Polizei beginnt nun hinter die Fassade der Einfamilienhäuser zu leuchten. Und dann gibt es da noch eine Hexe, die gleich mehrere Figuren in ihren Bann zieht. VERGISSMEINNICHT schließt die Klammer des Triples: Kleinstadt plus Aliens. Tulpen-Toni erscheint im Schlaf ein von Außerirdischen entführter Typ, den er ohne großen Widerstand aus einem UFO befreit – die Animationen sind hier filigraner, die Soundkulisse organischer. Man merkt, dass Bruno Sukrow schon seit einigen Jahren bastelt.
Sa 17 Sept | Schaubühne Lindenfels |
19:00 Uhr | Mit einer Einführung von Alexander Klotz regulär: 6,5€ / reduziert 5,5€ |
SATURNUS
DE 2011, R: Bruno Sukrow, 30′, OmeU, DCP
MARTINS FEUER
DE 2013, R: Bruno Sukrow, 44′, OmeU, DCP
VERGISSMEINNICHT
DE 2021, R: Robert Sukrow, 18′, OmeU, DCP
ES/FR/TR 2021, R: Chema García Ibarra, D: Llum Arques, Nacho Fernández, Rocío Ibáñez, 97’, OmeU, DCP
In der spanischen Ortschaft Elche ist das Mädchen Vanessa spurlos verschwunden. Während die Mutter Charo in lokalen Nachrichtensendern oder bei der Großmutter Carmina, die einst eine bekannte Hellseherin war, um Hilfe bittet, sehen wir Vanessas Onkel José Manuel mit seiner Ufologie-Gruppe. Nach dem plötzlichen Tod deren Anführers plant er dessen haarsträubenden Masterplan selbst zu verwirklichen.
Chema García Ibarras Langfilm-Debüt THE SACRED SPIRIT wurde auf 16mm mit Laiendarsteller:innen aus der Gegend gedreht, welche mit einer unglaublich starken Präsenz spielen. Trotz der Aufregung um das Verschwinden des Kindes herrscht eine unheimlich-ruhige Stimmung, die immer wieder ins Skurrile rutscht. Die Ortschaft scheint geradezu statuenhaft, was durch die klare, farbenfrohe und detailverliebte Bildsprache noch weiter überspitzt wird: Perfekt quadrierte Bilder lassen Orte, Menschen und Situationen wie kurze Bühnenstücke tragikomisch inszeniert wirken. In THE SACRED SPIRIT begegnet Ibarra einer beunruhigenden Geschichte mit einer amüsierten, aber auch abrechnenden Tonalität, die ein flirrendes Unbehagen auslöst. „Wisst ihr, das hier ist eines der wenigen guten Dinge, die ich im Leben habe. Eines der wenigen Dinge, die mir Hoffnung geben.“, spricht eines der Mitglieder zu seinen Ufo-Freund:innen, die sich in der Wüste mit kleinen Dreiecks-Häuschen auf eine Ankunft der Außerirdischen vorbereiten. „Selbst wenn heute Abend nichts passiert, wird nach dem heutigen Tag alles anders sein.“
Fr 16 Sept | Schaubühne Lindenfels |
22:00 Uhr | regulär: 6,5€ / reduziert 5,5€ |
FR/IN 2021, R: Payal Kapadia, Dok, 96′, OmeU, DCP
„Eisenstein, Pudovkin! We shall fight, we shall win!“ skandieren Studierende der staatlichen Filmhochschule von Pune, deren Demonstration sich gegen die Ernennung eines rechts-konservativen Schauspielers zum neuen Dekan richtet. Wut und Wille zum Widerstand haben sich bereits zuvor und an anderen links-liberalen Orten in Indien aufgebaut – wegen der Politik der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP, die religiöse Minderheiten, Frauen und Dalit systematisch schlechter stellt. Während Regierungstruppen die Protestierenden mit drastischer Gewalt überziehen, solidarisieren sich diese und fragen, welche Haltung sie angesichts von Diskriminierung und Unrecht einnehmen sollen.
Die Konflikte, an denen Teile der Gesellschaft zerreißen, schildert Regisseurin Payal Kapadia, die zur Zeit des Drehs selbst an der Filmhochschule studiert hat, auch im Kleinen, und zwar aus der Perspektive der Liebenden L., die ihren – einer anderen Kaste angehörigen – Lover nur über Briefe erreicht. Neben die sehnsüchtigen Nachrichten von L. treten in A NIGHT OF KNOWING NOTHING meist monochrome, selbst gedrehte Bilder, die mit Material aus Fernsehbeiträgen und von Überwachungskameras sowie Handgezeichnetem poetisch verschränkt werden. Die Körnigkeit und historische Anmutung der Bildebene drücke allerdings keine Rückwärtsgewandtheit aus: „It is a nostalgia for the present – our current times that have forced many of us to respond to the circumstances around us. Maybe it is a nostalgia for the romantic idea of being young and conscientious – to fight for a more fair and equal society.“ (P. Kapadia)
Fr 16 Sept | Schaubühne Lindenfels |
20:00 Uhr | regulär: 6,5€ / reduziert 5,5€ |