10.09.2023 | UNTEN AM FLUSS (GB 1978, Martin Rosen)

GEGENkinderkino

UNTEN AM FLUSS

GB 1978, R: Martin Rosen, 92’, dt. Version, digital, freigegeben ab 6 Jahren

Nachdem der kleine Fever immer häufiger Visionen einer drohenden Katastrophe hat, machen sich einige der wilden Kaninchen unter der Leitung seines Bruders Hazel auf den Weg, um einen sicheren Ort für einen neuen Bau zu finden. Sie entkommen so dem tödlichen Rauch der Menschen und treffen auf ihrer Wanderung neue Freunde: die Möwe Kehaar und eine Gruppe Stallkaninchen, die sie aus der Gefangenschaft befreien. Zusammen gründen sie in der Nähe eines Flusses einen neuen Bau namens Watership Down. Doch in der Gegend wohnen die Kaninchen des Baus Efrafa, die unter der grausamen Herrschaft des General Woundwort leiden. Um nicht auch in der Diktatur von Efrafa leben zu müssen, entschließen sich die Kaninchen um den hellseherischen Fever, den schlauen Hazel und den mutigen Bigwig zum Widerstand gegen den General und seinen Bau. So schmieden sie einen gefährlichen Plan. Martin Rosens gleichnamige Zeichentrick-Verfilmung von Richard Adams‘ Kinderbuchklassikers WATERSHIP DOWN beeindruckt mit einer eigenen, fantastischen Mythologie und der atmosphärischen Geschichte rund um die Bedeutung von Freiheit und Zusammenhalt im Angesicht von Unrecht und Unterdrückung.

So 10. SeptUT Connewitz
14:00 Uhr€ 2

09.09.2023 | DU-BEAT-E-O (US 1984, Alan Sacks)

Special | MILIEU-KINO

DU-BEAT-E-O

US 1984, R: Alan Sacks, D: Joan Jett, Ray Sharkey, El Duce, Texacala Jones, Derf Scratch, 84’, englische OV, 35mm

DU-BEAT-E-O ist ein wirres bis irres Dokument der L.A.-Punkszene der frühen 1980er Jahre, in dem Sacks sich das Fremdmaterial eines nie fertig gestellten Films vornimmt und eine Meta-Geschichte um einen dem Wahnsinn nahen Filmemacher arrangiert, dessen Obsession es ist, das „Opus“ fertig zu schneiden. Dabei machen es ihm unter anderem das bedrohliche Gehabe eines Mafiosos sowie die Splattereinlagen der Schock-Rocker The Mentors nicht leicht.


Sa 9 Sept
MILIEU-KINO
Wagenplatz Karl Helga
20:00 Uhr€ Eintritt gegen Spende

09.09.2023 | Deutschlandpremiere: 2551.02 — THE ORGY OF THE DAMNED

Special | MILIEU-KINO

2551.02 — THE ORGY OF THE DAMNED

AT 2023, R: Norbert Pfaffenbichler, D: Stefan Erber, Veronika Harb, Jurij Föger, 82’, ohne Dialog, DCP

Die im Titel aufgerufenen Verdammten sind Tier-Mensch-Hybride, Schlechtweggekommene und deformierte Kannibalen-Freaks, die kein Tageslicht zu Gesicht bekommen und in einer sprachlosen und moralfreien Postapokalypse leben. Während diese ihre entfesselten Orgien in Bordellen, Darkrooms und Fightclubs feiern, begibt sich Protagonist und Anti-Held Affenmann auf die Suche nach einem ihm liebgewordenen Kind, das vom waltenden Terrorregime entführt wurde und in einem Bootcamp zum willenlosen Soldaten ausgebildet werden soll. 

Mit 2551.02 – THE ORGY OF THE DAMNED legt Norbert Pfaffenbichler einen Road Trip der Abscheulichkeiten vor, der mit geringen finanziellen Mitteln, aber mit um so mehr Leidenschaft für eine einzigartige und in sich stimmige Ästhetik produziert wurde, in der optisch hochwertiger Trash, italienische Opernmusik und im Beat von Industrialtechno geschnittene Bilder zusammenkommen. Wer also glaubt, dass exzessive Gewalt, Bodyhorror und Slapstick, pervertierte Lust und tabuloser Humor sich nicht ausschließen, ist herzlich willkommen im Höllenkreis der mutierten Kotze. Ja genau: Die Kotze, die dir nach Verlassen des Gesichts mit einem halben Dutzend Augen zuzwinkert. 

Sa 9. Sept

22:00 Uhr
DEUTSCHLAND-PREMIERE

UT Connewitz
€ 6,5 (5,5 ermäßigt)

22:00 Uhr
MILIEU-KINO
Karl-Helga Wagenplatz

09.09.2023 | Jens Balzer: ETHIK DER APPROPRIATION

Multimedia-Vortrag | Jens Balzer

ETHIK DER APPROPRIATION

Die Popkultur nährt sich stets aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen wie kulturellen Einflüssen, ist ein dauerhafter Prozess von Variation und Neukombination. Ein Trend ist meist ein Bauplan aus Bestehendem. Oft erscheint dabei das besonders „Exotische“ und Fremde als die süßest mögliche Zutat.

Doch handelt es sich dabei um eine zitierende Hommage oder ein Plagiat? Zeigt die Neuproduktion einen respektvollen Umgang mit ihren ästhetischen Vorbildern? Wurde das Bedienen künstlerisch oder kommerziell gedacht? Mit Letzterem: hätte eine Filmproduktion damit den bitteren Nachgeschmack von kultureller Aneignung? Das passiert, wenn Wertschätzung in Ausbeutung umschlägt: Eine dominante Kultur übernimmt Aspekte historisch unterdrückter Kulturen und nutzt sie zu ihrem eigenen kreativen und kommerziellen Vorteil, ohne den Schöpfer:innen des ursprünglichen Rezepts die gebührende Anerkennung, Entschädigung oder den Respekt zu zollen. Der Begriff „kulturelle Aneignung“ wurde 2018 in das Oxford English Dictionary aufgenommen, definiert als „die nicht anerkannte oder unangemessene Übernahme der Praktiken, Bräuche oder Ästhetik einer sozialen oder ethnischen Gruppe durch Mitglieder einer anderen (typischerweise dominanten) Gemeinschaft oder Gesellschaft.“

Der Journalist und Autor Jens Balzer versucht mit seinem Buch „Ethik der Appropriation“ diese in sich selbst kreisende Debatte zu durchbrechen. Er wird in einem Multimedia-Vortrag sein Buch vorstellen und seine Ausführungen mittels Musik- und Film-Einspielern veranschaulichen.

Sa 9. SeptUT Connewitz
20:00 UhrVortrag auf deutsch
€ 6,5 (5,5 ermäßigt)

08.09.2023 | STATE OF DOGS (BE/MN 1998, Peter Brosens, Dorjkhandyn Turmunkh) / SEASONS OF THE YEAR (SU 1975, Artavazd Peleshian)

Retrospektive | ANIMAL REALITIES

NOHOI ORON / STATE OF DOGS 

BE/MN 1998, R: Peter Brosens, Dorjkhandyn Turmunkh, Dok, 91’, OmeU, 35mm 

Basaar wird als verwahrloster Straßenhund in den staubigen Gassen Ulaanbaatars von einem Hundejäger getötet. Eigentlich wäre es seine Bestimmung als Mensch wiedergeboren zu werden, doch Basaar verweigert sich diesem Schicksal und führt uns in seinen Erinnerungen in die Steppe der Mongolei, in der er als Teil einer nomadischen Gemeinschaft mit den Herden lebte, bis es ihn in die Großstadt verschlug. In ihrer Dog-Doku-Fiktion STATE OF DOGS vereinen der belgische Filmemacher Peter Brosens und sein mongolischer Kollege Dorjkhandyn Turmunkh auf beeindruckende Weise postsozialistische Realitäten mit Folklore und Mystik mit Ethnografie. 

VREMENA GODA / SEASONS OF THE YEAR

SU 1975, R: Artavazd Peleshian, Dok, 29’, ohne Dialog, DCP

In der Armenischen Sozialistischen Sowjetrepublik, Mitte der Siebziger: Ein Schäfer ist einem seiner Tiere in die Fluten hinterher gesprungen. Riesige Heuballen werden steile Wiesen hinunter gejagt. Eine Hochzeit wird gefeiert. Die Jahres-zeiten wechseln. Im Schnee rutschen die letzten Tiere zusammen mit den Hirten den Hang hinab. Alltägliche Szenen in Schwarz-Weiß, mal feierlich entrückt – in einen Vivaldi-Score getaucht – mal unmittelbar und nah, fast rau. Mit virtuoser Montage und visueller Kraft entfaltet sich dieses eindrückliche Porträt SEASONS OF THE YEAR voll Poesie und Pathos. 

Fr 8. SeptANIMAL REALITIES
Luru Kino in der Spinnerei
22:00 Uhr€ 6,5 (5,5 erm./red.)