Ein proletarisches Wintermärchen (GER 2014, Julian Radlmaier)
Ein proletarisches Wintermärchen
(D 2014, R: Julian Radlmaier, D: Natia Bakhtadze, Lars Rudolph, 63’, OmeU, BluRay)
In Anwesenheit des Regisseurs Julian Radlmaier
Den 20. April 2015 widmet das GEGENkino jungen deutschsprachigen Filmen und Filmemachern, die eine neue Ästhetiken und Darstellungsweisen gefunden haben, die sich von denen der Berliner Schule, der deutschen Filmhochschulfilme und anderer jüngerer “Bewegungen” innerhalb des deutschen Kinos radikal abhebt. Wir freuen uns deshalb den Abend mit dem Film “Ein proletarisches Wintermärchen“ von Julian Radlmaier, welcher nach dem Film auch zur Diskussion bereit stehen wird, eröffnen zu können.
Drei junge Georgier müssen im Auftrag eines Gebäudereinigungsunternehmens ein Berliner Schloss putzen, in dem am Abend die Sammlung zeitgenössischer Kunst eines deutschen Rüstungsunternehmens präsentiert werden soll. Bei diesem Anlass ist das Proletariat natürlich unerwünscht und wird in eine Dachkammer verbannt. Unten allerdings lockt ein köstliches Buffet, das ein revolutionäres Verlangen in den Bediensteten weckt. Begann die Französische Revolution nicht auch mit einem Stück Torte? Inmitten der gehobenen Gesellschaft beginnen sie schließlich gegen deren Regeln und für ein anderes Leben aufzubegehren. Ihr Widerstand speist sich aus dem Naheliegendsten: ihren Körpern. Mit ihnen trotzen sie der Last der Räume, der Gewalt klarer, herrschaftlicher Architektonik und tradierter Ordnung. Sie werden ihrer gesellschaftlichen Funktion, ihrer zugeschriebenen Rolle einfach nicht mehr gerecht. We prefer not to. Sie machen nicht mehr mit, stehen mitunter einfach nur faul herum oder machen eigentümlichen Unsinn. Mit formal präziser Raumsprache, viel Humor und einem Auge für Machtkonstellationen erzählt Ein proletarisches Wintermärchen von der oberflächlichen Fülle eines schwarzen Lochs, das kein Interesse zeigt an politischem Bewusstsein in Film und Kunst. Hier haben wir einen Film, der sich renitent weigert, von eben diesem Loch verschluckt zu werden.
20. April, 22 Uhr – Luru-Kino – 6/5 (erm.) Euro