






PE/ES 2025, R: J.D. Fernández Molero, D: Marcelo Quino, Maritza Kategari, Ricardo Delgado, 132’, OmeU, 35mm
Quillabamba, Peru. Eine kleine, tropische Stadt im Süden des Landes, umgeben vom Dschungel des Amazonas-Regenwalds und dem Hochgebirge der Anden. Iván, der zwei Jahre verschwunden war, wird bewusstlos und mit einer schweren Augenverletzung im Dschungel gefunden und von der Matsigenka-Teenagerin Meshia ins nächste Krankenhaus gebracht. Er bekommt ein Auge amputiert, spricht nichts mehr und wird in seinen Träumen von Vergangenem heimgesucht. Zwischen den beiden besteht eine Verbindung. Sie kümmert sich weiter um ihn und kann bei seiner Familie bleiben, geht zur Schule, bekommt einen Job in einer Bar und nimmt an einem Schönheitswettbewerb zur „Miss Meerjungfrau“ teil. Mit diesen beiden Außenseiterfiguren erzählt der Film atmosphärisch dicht vom Heranwachsen in einer gegenwärtigen peruanischen Gesellschaft, die geprägt ist von lauernden Männerblicken und Gewalt, Alkohol wie dem Glauben an übernatürliche Kräfte. Formal fließend zwischen analog und digital, zwischen sozialrealistischen Bildern und surrealen Tabelaus navigiert PUNKU – auf Quechua das Wort für „Portal“ – meditativ und fesselnd zwischen Mythos, halluzinatorischer Erinnerung und Identität.
| Do 18 Sept 2025 | Luru Kino |
| 21:00 Uhr | € 7,50 (6,50 ermäßigt) |
Trailer
Special | CINÉMA CORPOREL
SMOKING

FR/GR 1975/2016, silent, 4’, DCP
FLASH PASSION

GR 1970, silent, 2’, DCP
3.VII.1973

GR 1971, silent, 6’, DCP
DOUBLE LABYRINTHE

FR 1975-1976, silent, 50’, DCP
Das erste Programm von CINÉMA CORPOREL beginnt mit SMOKING, einem Kurzporträt von Maria Klonaris, das Katerina Thomadaki 2016 – zwei Jahre nach deren Tod – aus Material anfertigte, welches sie schon 1975 filmte. In FLASH PASSION drehen sich dann die Blickverhältnisse vor und hinter der Kamera um: Klonaris filmt Thomadaki in einer der ersten Super-8-Arbeiten, entstanden in Athen. In 3.VII.1973 blicken wir auf einen mehrfach-tabuisierten Körper: Weiblich, gealtert, sich auf den Tod zubewegend. Eine intime Liebeserklärung Thomadakis an ihre Großmutter mütterlicherseits. Den Abschluss des ersten Programms macht dann DOUBLE LABYRINTHE mit einer Identitätssuche durch Gesten, Materialien und Objekte – eine Erforschung der politischen Dimensionen von Körpern, poetischer Formsprache und ästhetischer Möglichkeiten des Super-8-Materials.
| Do 18 Sept 2025 | Luru Kino in der Spinnerei |
| 19:00 Uhr | € 7,50 (6,50 ermäßigt) In Anwesenheit von Katerina Thomadaki |
Special | CINÉMA CORPOREL






Die multimedialen Künstler:innen Maria Klonaris (*1950 in Kairo) und Katerina Thomadaki (*1949 in Athen) wurden in Griechenland schnell bekannt mit ihren Zeichnungen, Illustrationen sowie ihren Bühnenproduktionen und Essays über das Theater. Seit Mitte der 1970er Jahre waren sie vor allem in Frankreich aktiv und führten als führende Vertreter:innen der dortigen Experimentalfilmszene das Konzept des „cinéma corporel“ (Kino des Körpers) ein. In jahrelanger künstlerischer Zusammenarbeit entstanden subversive Werke über das Verhältnis von Kamera und Körper, über weibliche, androgyne und genderdissidente Identitäten, Sexualität und das Unbewusste. Dabei leisteten sie durch ihre filmischen, performativen und installativen Auseinandersetzungen zur Bedeutungskonstruktion und den Uneindeutigkeiten von Geschlechtern und mit ihren Entwürfen zu Körperbildern und patriarchalen Machtverhältnissen wichtige Pionier:innenarbeit auf den Feldern des Queer Cinema und des avantgardistischen Films. 1980 zeigte das Centre Pompidou in Paris eine Retrospektive ihrer Filme und erweiterten Projektionsarbeiten, 1992 folgte eine Retrospektive in der Cinémathèque Française, dazu zahlreiche weitere Screenings in Europa, Nordamerika und Japan.
Wir präsentieren in zwei Programmen eine in Deutschland selten gesehene Auswahl von kurzen und mittellangen Werken, die einen Eindruck davon vermitteln, wie sehr Klonaris und Thomadaki die künstlerische Form selbst als Ort der feministischen Praxis und Kritik auserkoren und gestaltet haben. Dabei filmten sie häufig sich selbst oder befreundete Menschen mit einer Super-8-Kamera, dokumentierten eigene Performances, Happenings und frühe Formen des Expanded Cinema, erzählten träumerisch-märchenhafte Arrangements oder porträtierten andere Künstler:innen. Sie gestalteten und verfremdeten ihre Werke durch Licht- und Schatten, extreme Kamerawinkel, Montagetechniken, Mehrfachbelichtungen, Farbspiele und die Ausdrucksmöglichkeiten des Tanzes. Viele ihrer Arbeiten hinterfragten schon früh einengende Kategorien des Begehrens oder der Sexualität sowie starre Identitäts- oder Gender-Logiken und setzten sich anhand wiederkehrender Figuren mit deren Machtstrukturen künstlerisch-produktiv auseinander. Ihre Ideen und Positionen formulierten sie dabei auch in theoretischen Schriften und aktivistischen Texten. So veröffentlichten sie 1977 ein Manifest für eine radikale Weiblichkeit, für ein anderes Kino und im Folgejahr ein Manifest für ein Kino des Körpers.
Beide Programme in Anwesenheit von Katerina Thomadaki
| Do 18 Sept 2025 | Luru Kino |
| 19:00 Uhr | SMOKING FR/GR 1975/2016, silent, 4’, DCP FLASH PASSION GR 1970, silent, 2’, DCP 3.VII.1973 GR 1971, silent, 6’, DCP DOUBLE LABYRINTHE FR 1975-1976, silent, 50’, DCP In Anwesenheit von Katerina Thomadaki |
| Fr 19 Sept 2025 | Luru Kino |
| 20:00 Uhr | PORTRAIT DE MA MÈRE DANS SON JARDIN FR 1980, silent, 9’, DCP UNHEIMLICH III: LES MÈRES (THE MOTHERS), PART 1 FR 1980-81, silent, 52’, DCP In Anwesenheit von Katerina Thomadaki |
Special | Film is the articulation of light









PREFILM
CZ 2016, R: Jan Kulka, 25’, kein Film, Schablonen, Filter, Flickern
PATTERNS
CZ 2022, R: Jan Kulka, 42’, 60mm
Aus Prag kommt Jan Kulka und bringt sein Archeoscope mit. Das Archeoscope ist eine analoge, handbetriebene Live-Projektionsmaschine, die von ihm konstruiert und gebaut wurde, um zu untersuchen und neu zu definieren, was es auch bedeuten kann, Filme zu erleben. Die Maschine kann alle gängigen Filmformate – 8, 16, 35, 70 mm – projizieren sowie Sonderformate und allerlei Materialien wie durchsichtige Bänder, Bandagen, Schnürsenkel, Stoffe, Verpackungsbänder, Luftpolsterfolie oder Absperrbänder.
Das Archeoscope verfügt über vier nebeneinander angebrachte, voneinander unabhängige Lichtquellen. Der Film läuft also nicht wie klassischerweise von oben nach unten durch den Projektor, sondern quer. Die vier Lichtquellen ermöglichen es, vier verschiedene Bereiche eines Bild- bzw. Folienstreifens gleichzeitig zu projizieren. Dadurch gibt es unzählige Kombinationen, Rhythmen und Polyrhythmen, in denen die vier Lampen miteinander geschaltet werden können. Die Bildfrequenz ist damit nicht mehr wie normalerweise auf ein regelmäßiges, monotones Muster festgelegt, sondern kann „musikalisch“ – in kürzere, zyklische Strukturen oder größere, lineare Intervalle – komponiert werden. Am Ende gleicht keine Projektion der anderen, so dass das, was zu sehen ist, ein im wahrsten Sinne einmaliges Erlebnis darstellt. Das Archeoscope kann die Art und Weise, wie wir über Kino nachdenken grundlegend verändern.
Jan Kulka zeigt und performt bei uns zwei seiner Arbeiten: PREFILM und PATTERNS. PREFILM arbeitet mit Licht. Heruntergebrochen auf eine elementare Ebene ist Film eine zeitliche Abfolge von hellen und dunklen Intervallen. Bei einer schnellen Taktung entsteht Flickern, ein visuelles Phänomen mit transzendentem Potenzial. Bei PREFILM wird kein Filmmaterial projiziert, sondern mit Materialien, Schablonen, Filtern – und nuanciert mit Licht gearbeitet. Damit werden spezielle Punkte der Wahrnehmungsfähigkeit gekitzelt – heraus kommt eine stimulierende Massage der Augen. PATTERNS dagegen ist ein experimenteller, handgefertigter Film, der durch ein Druckverfahren auf eine 60 mm-Filmunterlage entstanden ist. Er untersucht das filmische Potenzial von Mustern – was regelmäßige, sich wiederholende Strukturen auf Film bewirken können, wenn sie auf verschiedene Weise projiziert werden. Damit bietet er eine einzigartige Gelegenheit, die Essenz von Mustern direkt in Live-Action zu erleben. PATTERNS ist ein audiovisuelles Ringen zwischen Chaos und Ordnung, ein zum Leben erweckter Logos, eingebettet in ein intensives Lichtspektakel. Der Film ist ein immersives Spiel mit den Sinnen, bei dem das Auge fortwährend damit beschäftigt ist, alles zu erfassen, während das Gehirn parallel versucht, einen Sinn in dem allem zu finden. Aus den visuelle Kreationen, Variationen und Modulationen der Muster auf der Leinwand und anschließend im Kopf des Publikums entsteht etwas Neues, das nirgendwo sonst zu sehen ist. Die Live-Projektion dieses Films ist technisch nicht reproduzierbar, sondern nur mit bloßem Auge erlebbar. Im Anschluss an die Performance wird Jan Kulka in einer kurzen Lecture über seine Arbeit sprechen und den Zuschauer:innen die speziellen Eigenschaften des Archeoscopes zugänglich machen.
| Mi 17 Sept | UT Connewitz |
| 20:00 Uhr | € 7,50 (6,50 ermäßigt) Live-Filmperformance und Lecture-Talk von und mit Jan Kulka |











TN/FR/BE/PO/SA/QA 2024, R: Lotfi Achour, D: Ali Helali, Yassine Samouni, Wided Dabebi, 97’, OmeU, DCP
In den abgelegenen Bergregionen Westtunesiens erleben der 13-jährige Hirte Achraf und sein Cousin Nizar die Realität eines brutalen Gewaltregimes: Beim gemeinsamen Streifzug durch die raue, weitl.ufige Felslandschaft wird Nizar von jihadistischen Milizen hinterhältig ermordet – eine wahre Begebenheit, die Regisseur Lotfi Achour mit großer Sensibilität erzählt. Als unvorstellbare Bürde muss Achraf den Kopf seines Cousins zurück ins Dorf bringen. Subjektive Kameraeinstellungen und poetische Bilder verschränken einen dokumentarischen Realismus mit der traumähnlichen Wahrnehmung Achrafs. Inmitten dieser brutaler Umstände leuchtet immer wieder die Freundschaft der Jungen auf.
Aus Perspektive eines Heranwachsenden und mit einer besonderen Zartheit verhandelt RED PATH die Gemengelage aus politischer Kontrolle und Gewalt, struktureller Benachteiligung der Region und Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft. Ein zurückhaltendes, aber politisch eindringliches Drama, das zeigt, wie sich Spuren von Hoffnung, Würde und Widerstandskraft in der verletzten Psyche eines Kindes behaupten.
| Di 16 Sept | Schaubühne Lindenfels |
| 21:00 Uhr | € 7,50 (6,50 ermäßigt) |
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