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Videospielwelten im Film
Irgendwo hinter den Bildschirmen liegt ein Land, eine Insel, eine Illusion. Deren Bewohner:innen sind Gamer:innen, Avatare, Überlebende, Bewaffnete. In OUR SCREENS zeigen wir an zwei Tagen eine Zusammenstellung aus einem Kurzfilmprogramm und einem Langfilm, die sich Videospielwelten als Ausgangs- und Angelpunkt vornehmen und sie auseinandernehmen, um neue Kammerspiele für Filmszenarien zu entwerfen. Mit unserer Filmauswahl wollen wir die Stellen ausloten, an denen sich Gameplay und Filmkunst überschneiden, wo sie sich befruchten, zersetzen oder abstoßen.
In einem Kurzfilmprogramm lassen wir sechs Filme aus den Jahren 2012 bis 2024 aufeinandertreffen, die – inspiriert durch die Vielfalt der Videospieltechnologie – ein Spektrum von Medienkunst-Experimenten über Essayfilmen hin zu Machinimas zeigen. Die Genrebezeichnung Machinima ist ein Kofferwort aus machine (engl. „Maschine“) und cinema (engl. „Kino“). Dabei handelt es sich um eine Filmtechnik, bei der Echtzeitaufnahmen in Videospielen zum Inhalt für Filmproduktionen werden. Machinimas haben ihren Ursprung in den 90er Jahren und fungieren bis heute als unerschöpfliche Spielwiese, um die digitalen Welten, in die wir immer weiter vordringen, zu reflektieren und zu erforschen. Der Langfilm KNIT’S ISLAND von 2023 folgt dabei ganz dem Prinzip Machinima. Im ingame-Dokumentarfilm eröffnet sich uns die Langzeitbeobachtung eines Filmemachertrios im Survival-Online-Spiel DayZ. Als Avatare führen sie dort Gespräche mit Gamer:innen und versuchen so zu den Menschen hinter den Spielfiguren durchzudringen.
Filmschaffende bedienen sich am virtuellen Blumenstrauß der Möglichkeiten, die sie in Videospielwelten vorfinden und nehmen dabei neue Rollen ein. Sie drehen Filme während des Gameplays, sind Teil des Gameplays oder machen uns zu Akteur:innen des Gameplays. Sie schöpfen aus den Ressourcen der Spieleindustrie, die ihnen als Found Footage, Werkzeugkiste und Materialgrube vorliegen. In ihren filmischen Neukreationen dekonstruieren sie Open Worlds, upcyclen Storylines, kreieren neue Filmprotagonist:innen. Sie greifen sich Bugs und reiten auf Glitches. Der Egoshooter erscheint als POV-Shot. Avatare werden im virtuellen Puppenspiel neu simuliert und scheinen in dem Moment zu entstehen und wieder zu zerbrechen, in dem die Kamera, die Bildschirmaufnahme läuft und wir den Film sehen. So bauen und testen die Filmemacher:innen digitale Zukunftsmodelle aus aktuellen Wünschen, Fantasien und Ängsten unserer Gesellschaft. Acting out video games. Restaging virtuality.
7.09.24 Schaubühne Lindenfels | |
19:00 Uhr | MY OWN LANDSCAPES FR 2020, R: Antoine Chapon, 18’, OmeU, DCP SHE FALLS FOR AGES CA 2017, R: Skawennati, 21’, engl. OV, File PARALLEL I DE 2012, R: Harun Farocki, 15’, OmeU, File BACKFLIP DE 2022, R: Nikita Diakur, 12’, engl. OmU, DCP In Anwesenheit von Nikita Diakur HARDLY WORKING AT 2022, R: Total Refusal, 21’, engl. OmU, DCP THE SUNSET SPECIAL 2 DE 2024, R: Nicolas Gebbe, 19’, engl. OmU, DCP |
8.09.24 Schaubühne Lindenfels | |
21:00 Uhr | KNIT’S ISLAND FR 2023, R: Guilhem Causse, Ekiem Barbier, Quentin L’Helgoualc’h, 95’, engl. OmU, DCP |