Medium Cool (USA 1969, Haskell Wexler) / Camera Person (USA 2016, Kirsten Johnson)

Hey peeps! Today marks the start of our “HOW TO RESIST ON SCREEN” programme section, in which we’ll deal with cinema and film as resistant media, as vehicles of protest and of political engagement.
We’ll start off at 8pm at UT Connewitz with an almost forgotten classic of “protest cinema”: Haskell Wexler’s 1969 film MEDIUM COOL, which shows and comments on several street protests in Chicago in 1968 and in doing so interrogates the medium of film camera and its role in processes of political transformation. We’re very happy to have film curator, historician and journalist Ralph Eue coming to the screening to introduce the film.
At 10pm we’ll see a film that raises quite similar issues as MEDIUM COOL did, but on a more personal level: Kirsten Johnson’s CAMERAPERSON is an arrangement of material Johnson collected during her work as a camera person for Laura Poitras, Michael Moore, Kirby Dick and others becoming an essay on the relations between subject, camera and object.

Do 10. April 2018
UT Connewitz
HOW TO RESIST…
20 UhrMEDIUM COOL (USA 1969)
R: Haskell Wexler 111’ English OV
22 UhrCAMERAPERSON (USA 2016)
R: Kirsten Johnson 103’ OV mit englischen Untertiteln

Einführung von Ralph Eue

MEDIUM COOL

USA 1969,  111’, OmeU, DCP, Director: Haskell Wexler
with: Robert Forster, Verna Bloom, Peter Bonerz

In Chicago wird 1968 nicht nur gegen den Vietnamkrieg demonstriert, sondern auch gegen sexuelle Diskriminierung und Rassenhass. Während des Wahlkonvents der Demokraten versucht die Polizei diese Proteste mit äußerster Härte zu unterbinden. “The whole world is watching” rufen die Demonstranten, als sie sich der Macht der anwesenden Kameras bewusst werden. Die politischen Unruhen sind der Hintergrund für das Regiedebüt des bis dahin als Kameramann arbeitenden Haskell Wexler, in dem er Fact und Fiction auf bis dahin noch nicht gekannte Weise miteinander verwebt – und zwar die Geschichte rund um den Fernsehkameramann John Cassellis und die gewaltsamen Ereignisse auf der Straße. Neben der medienpolitischen Frage nach der Wirkmacht der Kamera zu einem Zeitpunkt, als die Handylinse noch keine (unsichere) Möglichkeit bot, seine Rechte gegenüber staatlicher Gewalt zu schützen, verhandelt MEDIUM COOL auch berufsethische Fragen des Bilderherstellens: Anfänglich liefert John seinem Sender reißerische Aufnahmen von Unfällen, Katastrophen und den Ausschreitungen während der Demonstrationen. Als er erfährt, dass die Senderbosse dem FBI Material zuspielen, um Dissidenten ausfindig zu machen, gerät er an seine moralischen Grenzen.

Einführung: Ralph Eue arbeitet als Filmkurator, u.a. bei DOK Leipzig, Publizist, Filmhistoriker und Fernsehjournalist.

Hier ist ein interessantes Interview mit Waxler für das VICE Magazin über diesen Film:


CAMERAPERSON

USA 2016, 103’, Dok, OmeU, DCP
Regie: Kirsten Johnson

Danach, was es heißt, jemanden zu filmen, was dabei mit den Menschen vor und hinter der Kamera passiert, fragt auch Kirsten Johnson. Sie reist seit 25 Jahren als “Cameraperson” durch die Welt und dreht unter schwierigsten Bedingungen für renommierte DokumentarfilmemacherInnen wie Laura Poitras, Michael Moore und Kirby Dick. In ihren filmischen Memoiren blickt sie nun auf diverse Projekte zurück und schildert persönliche Erfahrungen. Eine nigerianische Hebamme versorgt ein Neugeborenes mit Sauerstoff, ein afghanisches Mädchen marschiert entschlossen zu seiner Schule in Kabul, eine junge Frau aus Alabama im Gespräch während einer Abtreibungsberatung. Diese und andere Szenen werden collageartig  montiert – zumeist aus dem Rohmaterial bedeutender Dokumentarfilme der letzten beiden Jahrzehnte, zu denen Johnson die Bilder lieferte, darunter CITIZENFOUR (2014), THE OATH (2010)  – über zwei Schwäger aus dem engen Umfeld Osama bin Ladens – und PRAY THE DEVIL BACK TO HELL (2007), in dem die Aktionen einer feministischen Friedensbewegung in Liberia geschildert werden. Im Zentrum von Johnsons Betrachtung steht dann immer wieder die Beziehung zwischen BildermacherInnen und ihren Subjekten und der Zusammenhang zwischen vorgefundener Realität und gestalteter Erzählung.

Interview | Wang Bing – Film Comment

Interview: Wang Bing – Film Comment

Thanks a ton, all of you, for coming to our exhibition, discussion and screenings on the weekend at Schaubühne Lindenfels. We feel really honoured to have such a wonderful audience… seriously! So, tonight we’ll hopefully see each other again at UT Connewitz for Wang bing’s recent film TA’ANG.

TA’ANG

HK/F 2016, Doc, D: Wang Bing, OV/English subtitles, 142’

Here’s a small interview with Wang Bing to get yourselves an idea of his way of working.

“[T]he documentary form is the most viable way for me to make movies in China. By following people’s everyday life, I don’t have to look for actors and direct them, I don’t have to ask a lot of people to work together for me, and I don’t have to ask permission to anybody. The ways in which the Chinese film industry limits filmmakers become invalid for me, if I shoot inexpensive movies about the real life of the people with a small crew. That’s why I keep on making documentaries: I like genuine stories, and I like to feel free.” (Wang Bing)

10 April, 8pm – UT Connewitz

TA’ANG (HK/F 2016, Wang Bing)

As you might have figured already, we have a strong focus on the documentary format and its cinematic potentials at this year’s GEGENkino. Hence, on April 10 at UT Connewitz we take the opportunity to show the film “Ta’ang”—a new documentary by the often-heard-of, but probably only seldomly received Chinese director Wang Bing. With “only” 2 hours […]

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THOSE SHOCKING SHAKING DAYS (AT/BA, 2016, Selma Doborac)

This April marks the 15th anniversary of the escalation of the Bosnian War, pictures of which might still roam in some of yours heads. Now, the relation between cinema and war has always been a problematic and critical one and one raising seemingly endless questions. But only rarely were these questions really tackled in and through cinema itself. Austrian filmmaker Selma Doborac does just that in her most recent film THOSE SHOCKING SHAKING DAYS, which takes the Bosnian War as a starting point for her cinematic reflections, resulting in an essayistic film that is certainly not easy to watch and one that invokes to discuss. Therefore, we’re very happy to have the director Selma Doborac coming to the screening on 09 April, 7pm at Schaubühne Lindenfels for a Q&A and for talking with us about her film.

Read more about THOSE SHOCKING SHAKING DAYS below and over at sixpackfilm.com.


In Anwesenheit der Regisseurin Selma Doborac

THOSE SHOCKING SHAKING DAYS

AT/BA 2016, Dok, R: Selma Doborac, dts. OV, 88’, DCP

Thematisiert und gleichsam in Betracht gezogen wird das Scheitern, die Unsagbarkeit, nicht zuletzt auch die Überforderung. Die der Filmemacherin und die der Adressierten. Doch findet sich Selma Doborac in ihrem Essayfilm THOSE SHOCKING SHAKING DAYS damit nie ab. Lange und statisch ruhen die Bilder von verlassenen Häusern im quadratischen Format, ohne dass hier irgendetwas in Ruhe gelassen würde. Sprache überwuchert das Bild wie die Zweige, Sträucher und Gräser die ehemals bewohnten Gebäude. Die Text-Inserts zerfasern, zersetzen die uns dargebotenen, visuellen Informationen und schreiben sich ihrer Struktur ein wie die Pflanzen in die Fassade. Doch die in Form herausfordernder Fragen ausufernden Satzlandschaften überdecken dabei nicht, sondern legen frei: die Methode, die Komplexität, das Unbehagen, die Notwendigkeit. In dieser filmischen Annäherung an den Bosnienkrieg und an das Phänomen Krieg im Allgemeinen geht es unter anderem „um den Versuch eine verstümmelte Welt zu besingen“, wie es Doborac in Anlehnung an ein Gedicht von Adam Zagajewski selbst einmal beschreibt. Es ist eine Annäherung, die um die Grenzen von Verbild- und Versprachlichung weiß und trotzdem nicht drum herumredet. Die das schiere Konstatieren, den reinen Beobachter-Status leid ist und die stattdessen in viele Wunden Finger legt. Ein selbstreflexives, scharfsinniges Philosophieren, „ein Film mit blauen Flecken“ (Jean-Pierre Rehm). Dem Einzelschicksal verpflichtet. Dem Universellen verschrieben.

09. April, 19 Uhr – Schaubühne Lindenfels

TA’ANG (HK/F 2016, Wang Bing)

As you might have figured already, we have a strong focus on the documentary format and its cinematic potentials at this year’s GEGENkino. Hence, on April 10 at UT Connewitz we take the opportunity to show the film “Ta’ang”—a new documentary by the often-heard-of, but probably only seldomly received Chinese director Wang Bing. With “only” 2 hours and 20 minutes this film is one of the shorter works by Wang Bing—a filmmaker famous for films like like the documentary “Crude Oil”, clocking in at 14 hours of length. “Ta’ang” is a very engaged study of one specific ethnic minority—the Ta’ang—and of displacement and existential  migration in general—a topic which we’re dealing with in several section of our 2017 programme.


TA’ANG

HK/F 2016, Dok, R: Wang Bing, OmeU, 142’, DCP

Ob als neunstündige Langzeitstudie über die Verarmung Hunderttausender Arbeiter*innen und den politisch gewollten Zerfall ganzer Industrieregionen oder als Porträt dreier Schwestern, die auf Grund ökonomischer Zwänge von ihren Eltern auf sich allein  gestellt zurückgelassen wurden. Wang Bings Filme zeigen  zerfallende chinesische Lebenswelten abseits des galoppierenden Wirtschaftswachstums. Das neue Werk des chinesischen Dokumentarfilmers ist gewohnt radikal im reduzierten Einsatz seiner Mittel und entfaltet dabei eine ästhetische und emotionale Sogkraft, die weit über die distanzierte Abbildungsfunktion hinausgeht. In TA’ANG richtet Wang seinen Blick auf die gleichnamige ethnische Minderheit (auch als Paluang bekannt) in Myanmar, die seit Jahrzehnten Leidtragende des burmesischen Bürgerkriegs ist. 2015 flammte die Gewalt in der Region wieder auf und löste einen Exodus der Ta’ang nach China aus. An die 100 000 Geflüchtete, vornehmlich Frauen, Alte und Kinder, leben heute in der Provinz Yunnan quasi-nomadisch in unsteten Camps, in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr. Der Film beginnt dabei scheinbar planlos, in unbekannter Umgebung nach Orientierung suchend, entwickelt aber eine präzise Abfolge von Bewegungen und spannt den Bogen vom  mikroskopischen Blick auf die betroffenen Menschen – die Suche nach einer Bleibe, das Feuermachen und Kochen, die Unterhaltungen, das Abschätzen der Entfernung vom Krieg durch die Lautstärke der Explosionen – bis hin zu den humanitären Zusammenhängen des Krieges.

10. April, 20 Uhr – UT Connewitz

Lichtvögel @ Reich&Schoen Festival 2016

As promised, here comes a first announcement for our programme at Reich&Schoen Festival 2016.

We will screen films at the festival from Thu, July 9, 6pm until Fri, July 10, 9pm. [Check out the several other workshops that will be held at the festival, too, though!] After that it’s time to dance and party. But if you don’t feel like doing so, we will still be there for you and hold some screenings in secret.

In one section of our programme we want to show films that address gender, trans* and feminist issues. We are really happy therefore to have Katja Zeitler coming to the festival on Fri, July 10, 2pm to show her documentary film »Lichtvögel«, in which she portays her way from being Armin Zeitler to becoming Katja Zeitler and especially the trouble she had to face during the process—in society, in her family and with herself. Katja Zeitler will be available after the screening for a talk with the audience.

9 July, 2pm – Reich&Schoen Festival