EXTINÇÃO / EXTINCTION (PT/D 2018, Salomé Lamas)

PT/D 2018, R: Salomé Lamas, 80′, OmeU, DCP

Die Konflikte um nationalstaatliche Souveränitäten von post-Sowjetrepubliken haben sich in den vergangenen Jahren als gewaltgesättigt und kaum zu schlichten herausgestellt. Entstanden während der Annexion der Krim durch Russland, verhandelt EXTINCTION diese geopolitischen Lagen ausgehend vom nicht De-facto-Regime Transnistrien genauso wie deren unmittelbaren Effekte, die in individuelle Erfahrungsräume und Biografien hineinreichen und fluide nationale Identitäten hervorbringen.

Im Zentrum des Films steht der junge Kolya, dessen Solidarität voll und ganz Transnistrien gilt, das sich Anfang der 1990er Jahre von der Republik Moldau unabhängig machte, das allerdings – von der internationalen Staatengemeinschaft unbeachtet – offiziell nicht anerkannt wird und dessen Einwohner*innen mittlerweile große Russland-Sympathien hegen. In schwarz-weiß Bildern und mit einem freien, traumähnlichen Erzählmodus begleitet der Film Kolya zu Sowjetarchitekturen – steingewordene Utopien, die heute nicht mehr an gesellschaftlichen Fortschritt mahnen, sondern nur noch an das Vergehen der Zeit erinnern. Begegnungen mit rumänischen, ukrainischen und moldavischen Grenzsoldaten erzeugen einen surreale Atmosphäre, die durch die Tonspur zusätzlich intensiviert wird: beunruhigende Avantgarde-Orchestrierungen wechseln mit düsterem Drone-Sound. Dazu immer wieder Worte und Gedanken, die alle nationalstaatlichen Konstrukte transzendieren.

21. April, 20 Uhr – Schaubühne Lindenfels – € 6,5 (5,5 erm.)

[Parafiktion | Salomé Lamas]


Ausschnitt