Hommage | Rainer Komers | ORTE, WORTE, RHYTHMEN
Hommage | RAINER KOMERS
Hommage an den Dokumentaristen Rainer Komers
Rainer Komers (*1944) ist ein deutscher Dokumentarist, Kameramann, Grafiker und Schriftsteller, dessen präzise gestalteten wie auch behutsam erzählten Kurz- und Langdokumentarfilme auf breite Entdeckung jenseits eines Fachpublikums warten. Komers dreht meist „Reiseberichte“, bei denen er sich mit wachem, aus gewisser Distanz angestellten, oft auch kritischem Blick den Mentalitäten, Lebens- und Alltagsräumen von Menschen annimmt, deren Kultur nicht die seine ist. Sein Kino ist eins der aufgeschnappten Sprechweisen und Rhythmen. Es ist ein leises, unaufgeregtes Kino, das durch die Verweigerung klassischer Reportage-Modi, wie etwa kontextualisierende Einordnungen des Gesehenen, auch als „Gegenkino“ bezeichnet werden könnte – ohne dabei kämpferisch aufzutreten.
Die Filme lassen bewusst Nicht-Verstehen zu – sie suggerieren nicht, dass man sich als Außenstehende:r an fremden Orten ein vollständiges Bild von dessen Eigenart machen könne. Komers macht Film-Mosaike. Bewegen sie sich einmal in vertrautem Terrain, hat man nicht den Eindruck, dass es um den Filmemacher selbst geht: die Porträtierten sind aktiver Teil des Geschehens. Ein Gefühl für „Land und Leute“ setzt sich in ihnen stückweise zusammen; Komers interessiert das Kleine, die Detailansichten, ebenso wie das darin aufscheinende Ganze – die Totale.
Komers wurde 1944 im brandenburgischen Guben geboren. An der Düsseldorfer Kunstakademie studierte er im Anschluss an die Tätigkeit als Druckgrafiker Film und dreht seit den späten 1970er Jahren zahlreiche Dokumentarfilme. Bereits 1980 wurde sein mittellanger, sich kritisch mit der zeitgenössischen Lebenssituation von Sinti und Roma beschäftigender Film ZIGEUNER IN DUISBURG mit dem Preis der Deutschen Filmkritik bedacht. Es folgten, um nur einige Auszeichnungen zu nennen, der Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft im Jahre 2006 oder 2019 der ARTE-Dokumentarfilmpreis auf der Duisburger Filmwoche für sein abendfüllendes Landschafts-, Stadt- und Künstlerporträt BARSTOW, CALIFORNIA. Neben gut 30 eigenen Regiearbeiten, bei denen er stets sein eigener Kameramann ist, ist Komers auch als Bildgestalter bis heute mit dem Werk des bedeutenden deutschen Dokumentarfilmers Peter Nestler (*1937) eng verbunden.
Die Hommage möchte der Vielfalt von Komers‘ Œuvre in drei Programmen Tribut zollen. Unterschiedliche Formen seiner erwähnten „Reiseberichte“ werden ebenso präsentiert wie ein konzentrierter Blick auf die ihm so vertraute Region des Ruhrgebiets, ein Landstrich der Umbrüche, Mythen und Missstände. Wir freuen uns sehr, dass Rainer Komers bei allen Programmen anwesend ist und dass er uns die auf analogem Material produzierten Filme unserer Auswahl größtenteils auf ebensolchen historischen Filmkopien zur Verfügung stellt. Zudem bieten wir euch einen Einblick in sein künstlerisches Werk jenseits des Films: Zum dritten Termin der Hommage liest Komers eine Auswahl seiner Gedichte, dazu hängen im Luru Kino Siebdruckplakate, die er in den 1960er und 70er Jahren gestaltet hat und die mittlerweile ihren Weg ins Museum gefunden haben.
11.09.24 Luru Kino | |
19:00 Uhr | B 224 DE 1999, R: Rainer Komers, 23‘, Dok, ohne Dialog, 35mm ZIGEUNER IN DUISBURG DE 1980, R: Rainer Komers, 37‘, Dok, OmeU, DCP EIN SCHLOSS FÜR ALLE DE 1997, R: Rainer Komers, 44‘, Dok, DF, File In Anwesenheit von Rainer Komers |
12.09.24 Luru Kino | |
19:00 Uhr | BARSTOW, CALIFORNIA DE/US 2018, R: Rainer Komers, 76’, Dok, OmU, DCP NOME ROAD SYSTEM DE/US 2004, R: Rainer Komers, 26’, Dok, ohne Dialog, 35mm In Anwesenheit von Rainer Komers |
21:00 Uhr | Rainer Komers liest eine Auswahl seiner Gedichte KOBE DE/JP 2006, R: Rainer Komers, 45‘, Dok, ohne Dialog, 35mm MA’RIB DE/YE 2007, R: Rainer Komers, 30‘, Dok, ohne Dialog, 35mm In Anwesenheit von Rainer Komers |