15.09.2025 | COLECTIVO LOS INGRÁVIDOS: Kurzfilmrolle 2

Special | Cinema as protest – poetry as resistance

COYOTE

MX 2013, silent, 16’, DCP

DANZA SOLAR

MX 2021, silent, 4’, DCP

GUERRAS FLORIDAS

MX 2021, silent, 4’, DCP

EL NIDO DEL SOL

MX 2021, silent, 5’, DCP

SENSEMAYÁ

MX 2021, silent, 7’, DCP

TLÁLOC

MX 2015, silent, 11’, DCP

VISIÓN DE ANÁHUAC

MX 2018, silent, 1’, DCP

Das Colectivo Los Ingrávidos aus Tehuacán, Mexiko ist ein 2012 gegründeter Zusammenschluss aus Künstler:innen, die sich in ästhetischer Bezugnahme zu filmischen Avantgardebewegungen mit tief in der mexikanischen Gesellschaft verwurzelten Themen auseinandersetzen. Das Kollektiv entstand aus dem Bedürfnis heraus, einer kommerzialisierten und ideologisierten audiovisuellen Grammatik des Fernsehens und Kinos etwas entgegenzusetzen. Derart politisch aufgeladen und in bewusster Fortführung der Manifeste des brasilianischen Third Cinema-Filmemachers Glauber Rocha, „Ästhetik des Hungers“ und „Ästhetik des Traums“, ermöglichen sie neben der Artikulation von Wut und Widerstand auch Raum für Schönheit, Magie und Trance. 

Sei es als digitaler, aktivistischer Kurzclip für Social Media oder als auf 16mm gedrehtes Filmpoem, präsentiert auf den großen internationalen Filmfestivals – in mittlerweile rund 300 Werken setzt sich das Kollektiv mit komplexen Phänomenen wie sozialen Protestbewegungen, Landnahme, Gewalt von Staat und Drogenkartellen, Filmgeschichte, Agitprop oder mythologischen Erzählungen auseinander. Dabei werden analoge und digitale Materialien und Ästhetiken ineinander verwoben, bearbeitet, verändert und immer wieder neu befragt. Nicht selten erhalten die Filme dadurch einen bunten, rauschhaft-delirierende Charakter.

Wir zeigen insgesamt 17 Arbeiten in zwei Programmen, zusammengestellt von der Künstlerin und Filme-macherin Daniela Zahlner und dem Kurator und Geschäftsführer des österreichischen Experimentalfilmverleihs sixpackfilm, Dietmar Schwärzler. Erstmals präsentiert bei der Viennale 2024. 

Di 15 Sept 2025Schaubühne Lindenfels
19:00 Uhr€ 7,5 (6,5 ermäßigt)

15.09.2025 | COLECTIVO LOS INGRÁVIDOS: Kurzfilmrolle 1

Special | Cinema as protest – poetry as resistance

AFTER AMÉRICA

MX 2021, engl. OV, 7’, DCP

BATALLA

MX 2019, silent, 5’, DCP

BRUSSELS

MX 2024, silent, 3’, DCP

COLONIAL TRANSFER

MX 2021, silent, 7’, DCP

COYOLXAUHQUI

MX 2016, silent, 10’, DCP

EXTRACTIVISTAS

MX 2016, OmeU, 1’, DCP

IMPRESSIONS FOR A LIGHT AND SOUND MACHINE

MX 2017, OmeU, 7’, DCP

OLYMPIA

MX 2018, silent, 7’, DCP

TRANSMISSION / MISFRAMING

MX 2014, OmeU, 5’, DCP

¿HAS VISTO?

MX 2017, silent, 7’, DCP

Das Colectivo Los Ingrávidos aus Tehuacán, Mexiko ist ein 2012 gegründeter Zusammenschluss aus Künstler:innen, die sich in ästhetischer Bezugnahme zu filmischen Avantgardebewegungen mit tief in der mexikanischen Gesellschaft verwurzelten Themen auseinandersetzen. Das Kollektiv entstand aus dem Bedürfnis heraus, einer kommerzialisierten und ideologisierten audiovisuellen Grammatik des Fernsehens und Kinos etwas entgegenzusetzen. Derart politisch aufgeladen und in bewusster Fortführung der Manifeste des brasilianischen Third Cinema-Filmemachers Glauber Rocha, „Ästhetik des Hungers“ und „Ästhetik des Traums“, ermöglichen sie neben der Artikulation von Wut und Widerstand auch Raum für Schönheit, Magie und Trance. 

Sei es als digitaler, aktivistischer Kurzclip für Social Media oder als auf 16mm gedrehtes Filmpoem, präsentiert auf den großen internationalen Filmfestivals – in mittlerweile rund 300 Werken setzt sich das Kollektiv mit komplexen Phänomenen wie sozialen Protestbewegungen, Landnahme, Gewalt von Staat und Drogenkartellen, Filmgeschichte, Agitprop oder mythologischen Erzählungen auseinander. Dabei werden analoge und digitale Materialien und Ästhetiken ineinander verwoben, bearbeitet, verändert und immer wieder neu befragt. Nicht selten erhalten die Filme dadurch einen bunten, rauschhaft-delirierende Charakter.

Wir zeigen insgesamt 17 Arbeiten in zwei Programmen, zusammengestellt von der Künstlerin und Filme-macherin Daniela Zahlner und dem Kurator und Geschäftsführer des österreichischen Experimentalfilmverleihs sixpackfilm, Dietmar Schwärzler. Erstmals präsentiert bei der Viennale 2024. 

Mo 15 Sept 2025Schaubühne Lindenfels
21:00 Uhr€ 7,5 (6,5 ermäßigt)

15.09.2025 | HER FIVE LIVES – Feministisches Kino aus Zentralasien

HER FIVE LIVES 

UZ 2022, R: Saodat Ismailova, 13’, no dialogue, DCP 

FARANGIS 

TJ 2022, R: Lolisanam Ulugova, 22’, Russische OmeU, DCP

AUTONOMY 

UZ 2022, R: Zumrad Mirzalieva, 7’, no dialogue, DCP

THE LATE WIND 

KZ 2023, R: Shugyla Serzhan, 23’, Kazakh OmeU, DCP 

MOSCOW TIME 

KG 2020, R: Gulzat Egemberdieva, 12’, Kyrgyz OmeU, DCP

Über drei Jahrzehnte nach dem Zerfall der UdSSR bestehen die geopolitischen Herausforderungen für die unabhängigen und jungen Nationen Zentralasiens fort – Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan und Turkmenistan navigieren zwischen dem Westen, Russland und China durch komplexe Abhängigkeitsverhältnisse. Inmitten dieser sozio-politischen Spannungen ist der Film zu einem wichtigen Sprachrohr für eine postsowjetische Generation geworden. Insbesondere weibliche Filmschaffende zeigen dabei einen kritischen Umgang mit ihrer gesellschaftlichen Rolle, die sowohl vom sowjetischen Erbe als auch vom Islam geprägt ist. 

Abgesehen von wenigen unabhängigen Initiativen wie der Tashkent Film School fehlen in der Region jedoch bis heute lokale Infrastrukturen für Filmbildung. Nur wenigen war es möglich, in Europa, den USA oder in Moskau eine Filmhochschule zu besuchen. Besonders Frauen sind für ein Studium im Ausland sowohl finanziell als auch gesellschaftlich benachteiligt, denn in den muslimisch-konservativ geprägten Ländern bleibt die Rolle der Frau aufgrund patriarchaler Strukturen der des Mannes untergeordnet. Dabei war die „weibliche Emanzipation“ einst ein zentrales politisches Instrument der Bolschewiken: 1918 verankerten sie die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Verfassung und legalisierten als erstes Land der Welt Abtreibungen. Von Männern inszeniert, wurde im sozialistisch geprägten Film die „Befreiung“ muslimischer Frauen aus Zentralasien zu einem beliebten Sujet. Doch im Gegensatz zu Schauspielerinnen gab es auch zu Sowjetzeiten nur wenige Regisseurinnen (geschweige denn welche aus Zentralasien) – ihre propagierte Emanzipation blieb letztlich auf eine passive und repräsentative Rolle vor der Kamera beschränkt. 

Durch den technologischen Fortschritt und das von Filmschaffenden aus der Diaspora mitgebrachte Wissen entwickelt sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine wachsende zentralasiatische Filmszene, die bemerkenswerte weibliche Stimmen hervorgebracht hat. Dem Titel des ersten Kurzfilms entlehnt zeigen wir in HER FIVE LIVES fünf Geschichten von und über Frauen. Die wohl bekannteste Filmemacherin aus der Region ist die aus Usbekistan stammende Saodat Ismailova, die auch als Künstlerin international bekannt ist. Ihre Werke setzen sich machtkritisch und feministisch mit der Geschichte ihres Landes auseinander, so auch in dem vollständig aus Archivmaterial montierten Kurzfilm HER FIVE LIVES. Usbekische Schauspielerinnen ins Zentrum stellend interpretiert sie die Geschichte von Frauen vor dem Hintergrund wechselnder politischer Ideologien in ihrer Heimat neu. 

2022 gründete Ismailova das DAVRA-Kollektiv mit weiblichen Kulturschaffenden aus Zentralasien. Zu ihnen gehört auch Zumrad Mirzalieva, die in AUTONOMY eine zentrale Frage aufwirft: Existieren neben Mutterschaft und Ehe noch andere weibliche Rollenbilder in Usbekistan? Ähnliche Herausforderungen beleuchtet Lolisanam Ulugova aus Tadschikistan in FARANGIS: Ihre Protagonistin ist eine 25-jährige Primaballerina, die sich unter zunehmendem gesellschaftlichem Druck zwischen Ehe und ihrer Tanzkarriere entscheiden muss. In THE LATE WIND erzählt die kasachische Regisseurin Shugyla Serzhan von einer Frau, deren Partner nach der Schwangerschaftsankündigung spurlos verschwindet und die damit ein gesellschaftliches Stigma erlebt. Im Hintergrund toben auf den Straßen Almatys die Proteste gegen Präsident Tokajews Energiepolitik, die Anfang 2022 von der kasachischen Regierung gewaltsam niedergeschlagen wurden. Gulzat Egemberdieva wiederum wirft in MOSCOW TIME einen einfühlsamen Blick auf ein junges Mädchen in einem kirgisischen „Geisterdorf“, das zur Sowjetzeit durch den Bergbau florierte. Ihre Mutter lebt als Arbeitsmigrantin im fernen Russland – wird sie ihr folgen, wenn sie erwachsen ist? 

Das Programm wurde kuratiert von Azem Bekturova und beleuchtet fünf Stimmen einer bislang wenig beachteten Region, in der Frauen sowohl kritisch in die Vergangenheit schauen als auch essentielle Fragen zu ihrer Zukunft stellen, während die Prozesse der Identitätsfindung und -bildung in Zentralasien andauern.

Mo 15 Sept 2025Schaubühne Lindenfels
18:30 Uhr€ 7,5 (6,5 ermäßigt)
In Anwesenheit von Gulzat Egemberdieva (Regisseurin) und Tolganay Talgat (Regisseurin, Schauspielerin in THE LATE WIND) – im Gespräch mit der Kuratorin Azem Bekturova

14.09.2025 | KUNST KOMMT AUS DEM SCHNABEL WIE ER GEWACHSEN IST (DE 2020, Sabine Herpich) & TASTENDER BLICK (AT/DE 2024, Sabine Herpich)

Personalie | SABINE HERPICH

KUNST KOMMT AUS DEM SCHNABEL WIE ER GEWACHSEN IST

DE 2020, R: Sabine Herpich, 106’, OmeU, DCP 

TASTENDER BLICK 

AT/DE 2024, R: Sabine Herpich, Gregor Stadlober, 39’, dt. OV, DCP mit Audiodeskription, Deutsche Premiere 

In der Berliner Kunstwerkstatt Mosaik arbeiten Menschen mit Behinderungen an ganz unterschiedlichen Werken, bekommen bei Bedarf Hilfe durch die Werkstattmitarbeiter:innen, die diese auch dabei unterstützen, dass deren Skulpturen, Zeichnungen und Gemälde vermittelt, ausgestellt und in Galerien verkauft werden.

KUNST KOMMT AUS DEM SCHNABEL WIE ER GEWACHSEN IST zeigt uns einen sozialen Raum, in dem sich in ruhiger, unaufgeregter Atmosphäre Kreativität entfalten kann. Dort waltet keine Lehrmeisterattitüde, sondern es wird auf Augenhöhe miteinander gearbeitet und gesprochen. So wie die Menschen sich hier begegnen, so schaut auch Herpichs zurückgenommen beobachtende Kamera hierarchielos auf die Künstler:innen und ihre im Entstehen begriffenen Arbeiten. Meist aus höflicher Distanz, darf sie manchmal auch näher heran, einzelne Bleistiftstriche, Klebereien und das bedächtige Innehalten bis zum nächsten Handgriff registrieren. Was Kunst nun eigentlich ist und wert ist – darauf will Herpichs Film gar keine Antwort finden. Auch nicht darauf, wie Kreativität funktioniert – mal fließt sie, mal bleibt das Papier weiß. Klar wird „nur“, dass das künstlerische Arbeiten für die Protagonist:innen von KUNST KOMMT AUS DEM SCHNABEL WIE ER GEWACHSEN IST etwas Essentielles ist, etwas, das vielleicht nicht unmittelbar lebenspraktisch für sie ist, aber doch notwendig erscheint. 

Als deutsche Kinopremiere präsentieren wir abschließend Herpichs neuen Dokumentarfilm TASTENDEN BLICK. Die blinde Kulturvermittlerin Anja Winter wird hier begleitet, wie sie Ausstellungs- und Stadtteilführungen für blinde und sehbehinderte Menschen plant und durchführt. Alles Sichtbare muss beschrieben, auf Begriffe gebracht werden; Objekte setzten sich durch Ertasten im Kopf der Protagonist:innen zusammen. Der Film wird mit einer Audiodiskription gezeigt – eine weitere (für Sehende ungewohnte) Vermittlungsebene.

So 14 Sept 2025Luru Kino
21:00 Uhr€ 7,5 (6,5 ermäßigt)
In Anwesenheit von Sabine Herpich

Trailer

14.09.2025 | Kurzfilmrolle: Sabine Herpich

Personalie | SABINE HERPICH

ULRIKE DAMM SCHREIBT

DE 2020, R: Sabine Herpich, 13’, dt. OV, DCP

EIN BILD VON ALEKSANDER GUDALO

DE 2018, R: Sabine Herpich, 45’, dt. OV, DCP

EIN BILD VON SARAH SCHUMANN

DE 1978, R: Harun Farocki, 30’, OmeU, DCP

Kürzere Formate zu kreativen Arbeitsprozessen: Zunächst breitet in ULRIKE DAMM SCHREIBT die gleichnamige Künstlerin lange Papierbahnen in einem Kirchenraum aus, kniet sich nieder – und schreibt. Mit schwarzer Kreide kritzelt sie impulsiv ihren vorab verfassten Roman „Kulp oder warum er zum Fall wurde“ ab, nicht aber als bloße Kopie im Großformat, sondern in Form expressiver Hierglyphen, die das literarische Werk zum autarken Bild werden lassen, während wir im Voice Over Sätze daraus hören. 

„Mich reizte es, den Entstehungsprozess eines Bildes von Anfang bis Ende zu begleiten und dabei zeitverschwenderisch statt effizient zu sein.“ (Herpich) In EIN BILD VON ALEKSANDER GUDALO setzt sich vor statischer Kamera im Atelier des Künstlers über ein dreiviertel Jahr hinweg ein Gemälde peu à peu zusammen – es beginnt mit dem Rahmenbau und endet mit der Signatur des Malers. „Die Arbeit am Bild hat 87 Stunden gedauert“ vermerkt die finale Texttafel. Zuvor haben uns andere Tafeln die Zeit verschiedener Arbeitsschritte genannt, die bei der Schichtmalerei fällig wird. Die künstlerische Arbeit als ein langwierig glanzloser Prozess, bei dem man ganz bei sich und damit von Zweifel begleitet ist – aber auch vom Gefühl, etwas von sich selbst im Bild wiederzufinden. Inspiriert ist der Film von Harun Farockis EIN BILD VON SARAH SCHUMANN, der den Entstehungsprozess eines Bildes der titelgebenden Künstlerin festhält und hier mit Herpichs Film in Dialog tritt. 

So 14 Sept 2025Luru Kino
19:00 Uhr€ 7,5 (6,5 ermäßigt)
In Anwesenheit von Sabine Herpich