Vorverkauf gestartet für Lucrecia Dalts Vertonung von DER GOLEM

We’re back! Vom 16. bis 26. April laufen die GEGENkino-Motoren wieder heiß: Im Luru-Kino in der Spinnerei, in der Schaubühne Lindenfels, im Institut fuer Zukunft und im UT Connewitz.
Eines unserer diesjährigen Highlights ist die Deutschlandpremiere der Livevertonung des Films DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM durch die Wahlberlinerin Lucrecia Dalt:
Am Freitag, 17. April 2020 um 21 Uhr im UT Connewitz.

T I C K E T S für 10 Euro (zzgl. evtl. Gebühr) gibt es bei culton im Peterssteinweg 9 und online bei tixforgigs.

Einigermaßen untergründig mutet die Vertonung des expressionistischen Klassikers des Weimarer Kinos DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM von Paul Wegener und Carl Boese aus dem Jahr 1920 an. Vielleicht auch bodenständig im besten nur denkbaren Sinn: Die Geschichte um Rabbi Löw, der die Lehmfigur Golem erschafft, um die drohende Vertreibung der Bewohner*innen des jüdischen Ghettos im Prag des 16. Jahrhunderts abzuwenden. Aus einer Verkettung unglücklicher Umstände heraus wendet sich die Figur in der Folge gegen seinen Schöpfer. Die von Hans Poelzig für den Film entworfenen Bauten waren wegweisend für weitere Filmarchitekturen, bis heute gilt der Film als Vorbild und Referenz für das Horrorfilmgenre. Allerorten bedrängende Phantasmagorien, Alpträume von einer Welt, deren menschliche Gesichter Fratzen, deren Straßen steile Gebirgspfade, deren Behausungen windschief und einsturzgefährdet sind.

Ähnlich der Magie, die dem Lehm eingehaucht wird und ihn zum Golem werden lässt, wird die kolumbianische Soundkünstlerin und ehemalige Geotechnikerin Lucrecia Dalt mit ihren tiefen Bassfrequenzen den Filmbildern neue Stimmungen und Abgründe auferlegen.

Lucrecia Dalt ist eine international gebuchte wie gefeierte Musikerin und Performerin. Seit 2005 verfeinert sie ihren Zugang zu elektronischer Musik stets weiter, bewegt sich in akademischen wie musealen Settings als auch in Clubkontexten. In ihren subtilen Klanglandschaften unterwandert sie allzu rigide Formvorstellungen, experimentiert mit südamerikanischen Rhythmiken, geloopten Drone-Sounds und ungewöhnlichen Spoken Word-Passagen. Unter Einsatz von Gitarrensounds, Bass, Perkussion, Computern und Midi-Controllern kombiniert sie minimalistische Strukturen mit philosophischen Ideen. Ihr Stücke wabern als avantgardistische Ambient-Wolken durch die Luft und suggerieren den Zuhörenden, dass Dalt von einer Welt weiß, von der wir einstweilen nur träumen können. Das geologische Framework hat sie auf ihren musikalischen Ansatz übertragen: Sie vergleicht ihr Songwriting mit Boden- und Felsschichten, die sich als eine Masse auf der Erdoberfläche abgelagert haben, dabei aus Einzelelementen mit individuellen Charakteristiken zusammengesetzt sind. Metallischer Lärm und ätherischen Klängen können bei ihr für sich stehen, ergeben dann aber zusammen im klanglichen Kontext ein neuartiges, surrealistisch-angehäuftes Terrain. In ihren Worten: What is at the bottom has the opportunity to reshape the present, let’s say, or a certain specific present. Then it seems as if we have to think about time not in this linear way, and I like that.

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM
(D 1920, R: Paul Wegener, Carl Boese, D: Paul Wegener, Albert Steinrück, Lyda Salmonova, Ernst Deutsch, 76′, viragiert, DCP)

An dem Abend läuft die 2018 frisch restaurierte Fassung der Murnau-Stiftung, die eine möglichst authentische Annäherung an die verlorene deutsche Fassung darstellt.

Wir sehen uns!

Heute | Tomaga vertont LUCIFER RISING / Meshes of the Afternoon

Prepare yourself for the trip!
Valentina Magaletti (Raime, UUUU, Shit&Shine) and Tom Relleen (The Osciallation) aka. the psych-dub duo TOMAGA will hit the stage at UT Connewitz tonight, 9pm, to perform their live score to Kenneth Anger’s occult classic LUCIFER RISING – and, especially for GEGENkino 2018, they also developed a score to the EARLY ABSTRACTIONS of Anger’s fellow abstractionist filmmaker Harry Smith, which they will lay down tonight as well! Moreover, the evening will be opened by the maze-like MESHES OF THE AFTERNOON by Maya Deren and Alexander Hammid.
All films tonight will be shown on glorious 16mm! (Thanks to Arsenal for the copies and thanks already to tonight’s projectionist Dennis Vetter.)

Mi 11. April 2018
UT Connewitz
LIVE SCORE
21 UhrVorfilm
MESHES OF THE AFTERNOON (USA 1943)
R: Maya Deren & Alexander Hammid 14’
TOMAGA (UK) add live scores to:
LUCIFER RISING
(USA/UK 1970-80)
R: Kenneth Anger 28’
& EARLY ABSTRACTIONS (USA 1939-56)
R: Harry Smith 23’

Tomaga (UK) vertonen LUCIFER RISING & EARLY ABSTRACTIONS

USA/UK 1970-80 R: Kenneth Anger, 28’, 16mm
D: Kenneth Anger, Marianne Faithful, Bobby Beausoleil

USA 1939-56 R: Harry Smith, 23’, 16mm

Als subversive Hohepriester des New Age-Cinemas und als glühende Verehrer des Okkultisten und selbst ernannten Antichristen Aleister Crowley nehmen Kenneth Anger und Harry Smith mit je eigenen Ästhetiken Esoterik, archaische Symbole und kaum dekodierbare Mythologien in den Blick. Thematisch bezieht sich Anger auf die charismatische Figur des Luzifer, den strahlendsten Engel im Himmel, der nach einem Aufstand gegen Gott verbannt und forthin zu einem Rebellen gegen die etablierte Ordnung avanciert. In Bildern von Schöpfung und Zerstörung, von Göttern und Naturgewalten verwebt Anger den christlichen Mythos mit historischen, popkulturellen und persönlichen Strängen. In Smiths teilweise handgemalten Animationen wuchern scheinbar unkontrolliert Farben und Formen: einerseits körnige, grobe Strukturen und Mikroorganismen, andererseits modernistisch anmutende Designelemente sowie Splitter kurzer Erzählungen. Mit Bass, Synthesizern (Tom Relleen) und Schlagwerk (Valentina Magaletti) wird Tomaga die beiden Klassiker des Experimentalfilms live mit einem Soundtrack versehen. Das Londoner Duo kanalisiert Multiinstrumentalismen in lose Strukturen, die Industrial, Psychedelia, Jazz und Minimalismus durchlaufen. Der musikalischen Erkundung verpflichtet lösen sie bekannte Tropen zugunsten neuer Gestaltung auf, erzeugen Spannungen zwischen Improvisation und Form. Das Ergebnis ist mal zurückhaltende Geräuschmusik, mal manisch tanzbar.


Vorfilm

MESHES OF THE AFTERNOON

USA 1943 R: Maya Deren & Alexander Hammid, D: Maya Deren & Alexander Hammid, 14’, 16mm

Ausgehend vom Tatsächlichen bewegt sich MESHES OF THE AFTERNOON Schritt für Schritt in Richtung eines unplausiblen Universums. Die Hand der Protagonistin platziert erst eine Blume, dann entschwindet der Film mit ihr in eine verzerrte Traumwelt, in der sich Doppelgängerinnen begegnen, Kapuzengestalten aus Spiegelgesichtern blicken und Ordnungen auseinanderfallen. Die Zeit bewegt sich vor- und rückwärts, spart aus, beschleunigt. Am Ende blitzt ein Messer, ein Spiegel bricht und die Wellen des Atlantiks spülen die Scherben ins Meer.

Tomaga vertonen live LUCIFER RISING / EARLY ABSTRACTIONS

Hier der nächste Einblick in unser diesjähriges Programm: Industrial, Jazz, Psychedelia und Minimalismus kombinierend wird das britische Duo Tomaga (vom Label Hands in the Dark) zwei neue Live-Soundtracks zu Kenneth Angers LUCIFER RISING und Harry Smiths EARLY ABSTRACTIONS präsentieren. Außerdem bekommt ihr die Möglichkeit noch eine frühes Werk subversiven Filmemachens zu sehen: Maya Derens und Alexander Hammids Klassiker MESHES OF THE AFTERNOON – und zwar von glorreichem 16mm-Film!


LUCIFER RISING

USA/UK 1970-80 R: Kenneth Anger, D: Kenneth Anger, Marianne Faithful, Bobby Beausoleil, 28’, 16mm / USA 1939-56 R: Harry Smith, 23’, 16mm

Als subversive Hohepriester des New Age-Cinemas und als glühende Verehrer des Okkultisten und selbst ernannten Antichristen Aleister Crowley nehmen Kenneth Anger und Harry Smith mit je eigenen Ästhetiken Esoterik, archaische Symbole und kaum dekodierbare Mythologien in den Blick. Thematisch bezieht sich Anger auf die charismatische Figur des Luzifer, den strahlendsten Engel im Himmel, der nach einem Aufstand gegen Gott verbannt und forthin zu einem Rebellen gegen die etablierte Ordnung avanciert. In Bildern von Schöpfung und Zerstörung, von Göttern und Naturgewalten verwebt Anger den christlichen Mythos mit historischen, popkulturellen und persönlichen Strängen. In Smiths teilweise handgemalten Animationen wuchern scheinbar unkontrolliert Farben und Formen: einerseits körnige, grobe Strukturen und Mikroorganismen, andererseits modernistisch anmutende Designelemente sowie Splitter kurzer Erzählungen. Mit Bass, Synthesizern (Tom Relleen) und Schlagwerk (Valentina Magaletti) wird Tomaga die beiden Klassiker des Experimentalfilms live mit einem Soundtrack versehen. Das Londoner Duo kanalisiert Multiinstrumentalismen in lose Strukturen, die Industrial, Psychedelia, Jazz und Minimalismus durchlaufen. Der musikalischen Erkundung verpflichtet lösen sie bekannte Tropen zugunsten neuer Gestaltung auf, erzeugen Spannungen zwischen Improvisation und Form. Das Ergebnis ist mal zurückhaltende Geräuschmusik, mal manisch tanzbar.


Vorfilm MESHES OF THE AFTERNOON

USA 1943 R: Maya Deren & Alexander Hammid, D: Maya Deren & Alexander Hammid, 14’, 16mm

Ausgehend vom Tatsächlichen bewegt sich MESHES OF THE AFTERNOON Schritt für Schritt in Richtung eines unplausiblen Universums. Die Hand der Protagonistin platziert erst eine Blume, dann entschwindet der Film mit ihr in eine verzerrte Traumwelt, in der sich Doppelgängerinnen begegnen, Kapuzengestalten aus Spiegelgesichtern blicken und Ordnungen auseinanderfallen. Die Zeit bewegt sich vor- und rückwärts, spart aus, beschleunigt. Am Ende blitzt ein Messer, ein Spiegel bricht und die Wellen des Atlantiks spülen die Scherben ins Meer.