Sensory Ethnography Lab #1 | Sweetgrass / Focus on Nepal

Thanks a lot, you dear adherents, for coming to our opening screening at Luru Kino yesterday! It was a pleasure to see so many new as well as familiar faces.
Today we’ll continue at UT Connewitz with our three-day homage to Harvard’s Sensory Ethnography Lab that will encompass 10 films and 2 audio works. To introduce you to the works of the SEL and give some context we’re very happy to have Prof. Dr. Ursula Rao from Leipzig Institue of Anthropology coming for a talk about ethnographic film. 
There’s also a small booklet designed by Sophia Eisenhut including texts by Cargo’s Simon Rothöhler and our homeboy Tilman Schumacher about the SEL and the films and works we’ll present as part of our homage. You can find it right here: https://view.publitas.com/gegenkino/sel-2018
And now here’s the schedule for today:

Fr 06. April 2018
UT Connewitz
HOMMAGE: Sensory Ethnography Lab
20 UhrSWEETGRASS (USA 2009, 35mm!)
R: Ilisa Barabash & Lucien Castaing-Taylor 101’
OV w/ German subtitles
22 UhrSTEPHANIE SPRAY | FOCUS ON NEPAL
Untitled (2010, Dok, R: Stephanie Spray, 14min, OmeU, DCP)
As long as there’s breath (2009, Dok, R: Stephanie Spray, 56min, OmeU, DCP)
Monsoon Reflections (2008, Dok, R: Stephanie Spray, 23min, OmeU, DCP) OV w/ English subtitles

Einführung von Ethnologin Ursula Rao

SWEETGRASS

USA 2009 DOK, 101’, OmdU, 35mm
Regie: Ilisa Barbash & Lucien Castaing-Taylor

Eine experimentelle Annäherung ans „Americana“. Gegen Ende des Films sieht man in einer Kamera-Totalen, die von einem Berg aus ins Tal gerichtet ist, eine Schafherde, wie sie sich langsam eine Steigung hinaufschlängelt, angetrieben von einem Schäferhund und dem dazugehörigen Cowboy. Er ist über die weite Distanz hin nur schemenhaft auszumachen, doch die Tonspur ist uns ganz nah: “Fucking sick of this shit! Move on you fucking whores!”  Das ist der skurril wirkende Höhepunkt der Entzauberung und -mystifizierung des sagenumwobenen Cowboy-Images, der für SWEETGRASS in Gänze stehen kann. Der klassische Cowboy, leidenschaftlich und eins mit der Natur, ist hier, ebenso wie Naturromantik, kaum noch anzutreffen. Zwar sehen wir uns majestätische Landschaften gegenüber, die bergige und mit satten Weideflächen bewachsene Umgebung Montanas, doch steht der harte und vor allem einsame Arbeitsalltag der porträtierten Viehtreiber im Vordergrund. Sie ziehen abhängig vom Zyklus der Jahreszeiten ihre Schafe zum Weiden vom Tal in die Berge, anschließend wieder hinab –  ein monotoner Vorgang und für die Sweetgrass-Region von Montana der letzte seiner Art. Lucien Castaing-Taylor und Ilisa Barbash dokumentieren damit auch ein aussterbendes Handwerk, eine symbolisch besetzte Kulturtechnik Amerikas seit dem 19. Jahrhundert. Bemerkenswert frei von Sentimentalität und doch mit etwas Wehmut.

Die Ethnologin Ursula Rao wird in einer Einführung die Verortung des SEL innerhalb der (visuellen) Ethnographie in wissenschaftsgeschichtlicher und- theoretischer Hinsicht beleuchten


Kurzfilme von Stephanie Spray

FOCUS ON NEPAL

Untitled

2010, Dok, R: Stephanie Spray, 14min, OmeU, DCP)

As long as there‘s breath

2009, Dok, R: Stephanie Spray, 56min, OmeU, DCP

Monsoon Reflections

2008, Dok, R: Stephanie Spray, 23min, OmeU, DCP

Die kontinuierliche, vierzehnminütige Einstellung in UNTITLED, in der ein frischvermähltes Paar miteinander streitet und dann wieder scherzt, nimmt auf kondensierte Weise Stephanie Sprays’ Betrachtunsweise des nepalesischen Familienzusammenhangs auf. Ruhig beobachtend, wenig an Ästhetisierung interessiert, dafür umso mehr am Geschlechterverhältnis. 
„What kind of life is this for God to give me? (…) It seems it’s not okay to walk around crying.“, resümiert das weibliche Oberhaupt der nepalesischen Gayek-Familie, während sie, hochbetagt, in der Hocke einen Stein schleift. Mit einfachen Mitteln registriert MONSOON-REFLECTIONS den gemeinsamen (Arbeits-)Alltag der Familienangehörigen, die nur aus Frauen zu bestehen scheinen. Stoisch und zugleich humorvoll ertragen sie ihr beschwerliches, von körperlicher Arbeit geprägtes Leben.
AS LONG AS THERE’S BREATH handelt in zumeist statischen, lange währenden Einstellungen ebenfalls vom Zusammenhalt der Gayeks. Statt der Arbeit rückt hier mehr die emotionale Bindung der Protagonisten zueinander in den Blick. Fragen der Sexualität, Paarbeziehung und des gesellschaftlich bedingten Ungleichgewichts der Geschlechter kommen ungezwungen zur Sprache. Diesmal sind auch Männer präsent, einer davon aber nur in Gedanken: Kamal, der es im Dorf nicht mehr ausgehalten habe und sich einer maoistischen Jugendorganisation anschloss. Über solche nur aus dem Off vermittelten Nebenschauplätze, scheint über das enge Familiengeflecht hinaus ein Bild der nepalesischen Gegenwart hindurch.

Hagazussa (AT 2017, Lukas Feigelfeld)

The clock’s ticking… GEGENkino 2018’s starting today at 9pm at Luru Kino in der Spinnerei with Lukas Feigelfeld’s massive witch hunt flick Hagazussa – proof that there’s still some great unseen German horror films.

05 April 2018
Luru Kino
OPENING FILM
21 UhrHAGAZUSSA – A HEATHEN’S CURSED
AT 2017, 102’, DCP, Regie: Lukas Feigelfeld
OmeU/OV with English subtitles

HAGAZUSSA – A HEATHEN’S CURSED

AT 2017, 102’, DCP, Regie: Lukas Feigelfeld, Darsteller: Aleksandra Cwen, Claudia Martini, Tanja Petrovsky, OmeU/OV with English subtitles

In der mittelalterlichen Abgeschiedenheit der Alpen muss die junge Albrun miterleben, wie die Mutter als Hexe stigmatisiert und schließlich von der Pest zerfressen wird. Viele Jahre später wohnt sie noch immer abseits der Dorfgemeinschaft, hütet Ziegen, sorgt sich allein um ihr Neugeborenes und meidet die Gesellschaft von Menschen. Nachdem die Möglichkeit auf eine Freundschaft sich aufs Bitterste verkehrt, lässt Albrun den Schatten ihrer Seele freien Lauf. Lukas Feigelfelds Abschlussfilm an der dffb ist als atmosphärischer Horrorfi lm ein originelles Stück Genrekunst, das sich nicht in der Abarbeitung von Standardsituationen erschöpft. Vielmehr wagt HAGAZUSSA einen Schritt hinaus aus dem allzu sicheren Terrain des Gewohnten und er-zählt auf hypnotische Weise von Einsamkeit und Wahn, Aberglauben und Gewalt. Im Gesicht der Ausgestoßenen zeichnen sich Landschaften ab, geprägt durch Entbehrungen und Gräuel. Während die visuellen Arrangements eine opulente Weite eröffnen, kriecht das Cello des doomigen Drone-Soundtracks unerbittlich in die Tiefen des Unterbewusstseins. Ein Film, der einen aufspürt, angeht, aushöhlt.

Kritik | Hagazussa – Der Hexenfluch

GEGENkino 2018 starts tomorrow! Can you believe it?
You can still get your festival tickets—for 38 or 32 (reduced) euros—at Filmgalerie Westend (Industriestraße 18), in the bookstore “W. Otto Nachf.” (Wolfgang-Heinze-Straße 12a), at Riso Club Leipzig (Hermann-Liebmann-Straße 88) or tomorrow on the spot:

05 April 2018
Luru Kino
ERÖFFNUNGSFILM
21 UhrHAGAZUSSA – Der Hexenfluch
AT 2017, 102’, DCP, Regie: Lukas Feigelfeld
OmeU/OV with English subtitles

Here’s some in-depth words about Hagazussa by Karsten Munt for critic.de:

»Es ist stets die psychische Konstitution seiner Protagonistin, für die sich Feigelfeld interessiert. Die fackeltragenden Häscher, die noch zu Beginn des Films in schauerlicher Nacht auftreten, werden alsbald von gewöhnlichen Dorfbewohnern ersetzt, deren Ressentiments Albrun weiter in die Abgründe ziehen. Auf diesen Abgrund konzentriert Feigelfeld das ganze Repertoire des Genrekinos, das er in den letzten Kapiteln seiner Geschichte entfesselt. In Wellen, getragen vom sakralen Drone-Getöse des Soundtracks und den mal verzerrten, mal durchdringend klaren Babyschreien, breiten sich Albruns Delirien auf der Leinwand aus. Die Motive dazu sucht Mariel Baquieros Kamera ebenfalls nicht in greller Verzerrung, sondern im natürlichen Licht, das den natürlichen Ekel, das Delirium des Drogenrauschs und das Röcheln des Todeskampfes stets als das Ende einer langen Tortur zeichnet, deren Ursprung nie in den Schauern von Hexerei und Okkultismus liegt. Die Quelle des Wahnsinns züchtet Feigelfeld unter der Haut einer von Angst durchsetzten Gesellschaft.«

critic.de | Hagazussa – Der Hexenfluch

Ernst Karel Sound Arbeiten: Morning and other times (2014 ) / Swiss moutain transport systems (2011)

As you may know, on Sunday, 6pm, at Luru Kino you’ll get the rare chance to hear some of the Ernst Karel’s sound works as part of our homage to Harvard’s Sensory Ethnography Lab; namingly:

MORNING AND OTHER TIMES

USA 2014, R: Ernst Karel, Audio, 30’

SWISS MOUNTAIN TRANSPORT SYSTEMS, RADIO EDIT

USA 2011, R: Ernst Karel, Audio, 55’

Here’s an excerpt from Aby Bliss’ review of SWISS MOUNTAIN TRANSPORT SYSTEMS for British magazine The Wire #333:

»[E]ven devoid of context, the sounds trapped on tape are curiously absorbing. They can be both soothing and suspenseful, as on ›Oberterzen-Unterterzen‹, where the low rumble of machinery and a keening wind are punctuated by periodic clankings and brief snatches of birdsong. The sense soon emerges of a landscape idealised yet only half-conquered by humans. The illusion of gliding, godlike, up a mountainside rests upon loud and often ungainly machinery, as heard on ›Stans-Kälti‹, where strains of (stereotypically) Swiss cowbells are almost drowned out by the violent exertions of the funicular train. Karel also hints at coming obsolescence: the helicopter heard on ›Simplon Pass‹ is transporting materials to a road builder, even as systems only recently documented by Karel have since been removed. Transport is less solid than its imposing infrastructure suggests.«

…and some general words on the Sensory Ethnography Lab by The Wire:

»Sensory ethnography has emerged in response to the way that anthropology has represented its human subjects in media, primarily through film. This new discipline, which has its roots in field recordings, sound art and ethnographic films, tries to develop a way of approaching anthropology’s social concerns, maintaining its methodological imperative to clearly and accurately represent its subjects, while at the same time acknowledging that the audience for such research also makes up part of the meaning that it creates. In short, sensory ethnography is an attempt to resolve the subjective, artistic approaches needed to make effective and engaging work out of empirical data, at the same time as accurately representing its observations.«

Drei Tage noch…

Only three more days to go only ‘til GEGENkino #5 starts. Here’s our festival trailer and your chance to get a glimpse of the diversity of things in our programme this year. Check it!

Big thanks to Katharina Wittmann for the teaser!