Die Mumins – Auf Kometenjagd (FI 2010, Maria Lindberg)

FI 2010, R: Maria Lindberg, 75′, deutsche Fassung, Blu-ray

Das Barometer fällt. Grauer Staub liegt auf den Blättern. Der Himmel färbt sich rot. Erst verlassen die Hatifnatten das Mumintal, dann weitere Bewohner. Jetzt ist es klar zu erkennen: Ein Komet steht am Himmel! Muminpapa, Mumin und seine Freunde das Schnüferl und der Schnupferich machen sich auf das Geheimnis des fliegenden Feuerballs zu ergründen. Sie bauen ein Floß und fahren damit zur Sternwarte in die Berge, von wo aus sie eine bessere Sicht auf den Himmel haben. Dort wohnt auch der Professor, dessen Berechnungen ergeben, dass der Komet in vier Tagen, vier Stunden und 44 Sekunden auf die Erde treffen wird. Mumin und seine Freunde beschließen, zurück ins Mumintal zu gehen, um alle zu warnen. Auf ihrem Weg treffen sie Snork und das Snork-Fräulein und werden Freunde. Aber da ist immer noch dieser verflixte Komet…
In liebevollen Puppenanimationen erzählt DIE MUMINS – AUF KOMETENJAGD ein Abenteuer für kleine und große GEGENkinder, über eine sich verändernde Umwelt und den Mut zu handeln. Mit dem Kometenlied von Björk und jeder Menge unerwarteter Ereignisse.

14. April, 14 Uhr – UT Connewitz – € 2

freigegeben ab 0 Jahren

Long Day’s Journey into Night (CHN 2018, Bi Gan)

CHN 2018, Regie: BI Gan, Schnitt: QIN Yanan, Kamera: YAO Hung-I, DONG Jinsong, David CHIZALLET, Darsteller: TANG Wei, HUANG Jue, SYLVIA Chang L, LEE Hong-Chi, DCP, 140′

LONG DAY’S JOURNEY INTO NIGHT ist der zweite Langfilm des chinesischen Regisseurs Bi Gan. Im Gewand eines Neo-Noirs erzählt der Film von der Rückkehr eines Mannes in seine Heimatstadt und der dortigen Suche nach einer Frau, die er einst liebte. Auf mehreren Ebenen umgibt ihn Vergangenes, das ihn nicht loslässt. Er durchschreitet Räume von damals, geht Spuren nach, findet Anhaltspunkte. Dennoch bleibt die Annäherung ein reizvoller Schein. Geschichten und Bilder driften mehr und mehr ins Traumhafte ab, vermischen sich mit Rückblenden stilisierter Erinnerungen vergangener Liebe: Gegenwärtiges und Unbewusstes sind nicht mehr zu unterscheiden. Doch dann nehmen die Dinge einen unvorhergesehenen Verlauf: Die Hauptfigur Luo setzt sich in ein schummriges Kino, der Film beginnt, er setzt eine 3D-Brille auf. Gezeigt wird „Long Day’s Journey into Night“. Den Wechsel in die dritte Dimension vollziehen zeitgleich auch die Zuschauenden mit: die letzte Szene ist eine 70 Minuten lange Einstellung ohne Schnitt. Die elegante Kamera folgt Lou unter die Erde, einen Berg hinauf, eine Seilbahn hinab. Ein Zauber lässt uns mit ihm abheben und in einem unwirklichen Ort sanft wieder aufsetzen. Dort folgen wir Bewegungen durch Gassen und Häuser, um schließlich in einem sich drehenden Raum zu landen.

14. April, 21:30 Uhr – Luru Kino in der Spinnerei – € 7,5 (6,5 erm.)


Trailer

Deutschlandbilder (BRD 1982/83, Hartmut Bitomsky, Heiner Mühlenbrock)

BRD 1982/83, R: Hartmut Bitomsky, Heiner Mühlenbrock, Dok, 60′, dOV, 35mm

Es beginnt mit einer Montage aus Schwarzweißszenen, die uns allerlei sportliche Aktivitäten, formale Attraktionen und Beschwingtes aus dem Alltagsleben präsentiert. Unter ihnen auch Bilder eines Hakenkreuz-Konfettiregens und erste Uniformen; eine Flut an „Deutschlandbildern“. Anschließend stellt das Voice-Over zu einer Kamerafahrt entlang ausgebreiteter Filmfotos nüchtern fest: „Die Nazis wollten Deutschland ein Gesicht geben, das ihnen gefiel. Sie waren ausgesprochen schönheitsbedürftig. Sie schätzten Filme, die deutsche Kultur darstellten – Kulturfilme.“ Von ihnen handelt dieser essayistische Kompilationsfilm aus Archivmaterial.

Das Konstruktionsprinzip erscheint simpel: Tafeln markieren in chronologischer Reihenfolge die Entstehungszeit der kommentierten NS-Kulturfilmausschnitte von 1933 bis 1945; dazwischen sind ab und an inszenatorisch abweichende Szenen geschaltet, in denen fotografische Reproduktionen, von einem Voice-Over begleitet, durchgeblättert oder von der Kamera abgeschritten werden. Die Frage jedoch, die den Film maßgeblich anleitet, ist eine komplizierte, nicht abschließend zu klärende: Was sagen uns diese Bilder heute, wie aus der Gegenwart heraus über sie sprechen? Es hat keinen Bildersturz gegeben: Sie sind verfügbar und sollen gängigerweise beweisen, wie der Faschismus gewesen ist, doch sind sie selbst eine immense Scheinproduktion. Diese Pseudo-Realitäten verdecken mehr als sie zeigen, entlarven jedoch. Am Ende heißt es: „Ein Bild ist die Maske des anderen.“

Mit einer Einführung von Ramón Reichert

15. April, 19 Uhr – Luru Kino in der Spinnerei – € 6,5 (5,5 erm.)

[Arbeit am Bild | Einblicke in das Werk von Hartmut Bitomsky]

Reichsautobahn (BRD 1984-86, Hartmut Bitomsky)

BRD 1984-86, R: Hartmut Bitomsky, Dok, 91′, OmeU, 35mm

Pläne für eine deutsche Autobahn hatte die Straßen- und Automobilindustrie bereits vor 1933, erst von Hitler und seinem Generalinspektor für deutsches Straßenwesen wurde sie zum propagierten Vorzeigeprojekt gemacht. Doch was sie vor allem schufen, ist ihre kalkulierte Ästhetik. Das Betrachten überstrahlte die eigentliche Funktion. Zustande kam sie unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, wurde in der Folge spärlich befahren, kann mitnichten als eine geglückte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gelten, war mit Kriegsbeginn nie eine strategische „Militärstraße“ – und doch werden die unzähligen Filme, Fotos, Gedichte, Postkarten, Gemälde und Romane, die sie begleiten, nicht müde, sie zu preisen: „Die Bücher und Bilder waren die Fassade der Autobahn. Das meiste ist Selbstlob oder Beschwichtigung. Die Autobahn ist nützlich und sie ist schön. Es wird einem bewiesen, was eigentlich doch hätte evident sein müssen. Man spürt die Last des Beweises.“

Gebetsmühlenartig wird der enthusiastische Arbeiter ins Bild gesetzt, ordnet sich der Einzelne dem großen Ganzen unter. Es wird betont, dass sich die moderne Straße im Einklang mit der idyllischen Natur befände. Eine Unmenge derartiger NS-Bildproduktionen wird hier aus den Archiven geborgen und kompiliert. Dem von Hartmut Bitomsky eingesprochenen Voice-Over ist es um ihre Entmythologisierung zu tun. Undogmatisch in der Form, lässt REICHSAUTOBAHN aber auch klassisch Zeitzeugen und Experten zu Wort kommen.

15. April, 21 Uhr – Luru Kino in der Spinnerei – € 6,5 (5,5 erm.)

[Arbeit am Bild | Einblicke in das Werk von Hartmut Bitomsky]

Parafiktion | Kurzfilme von Salomé Lamas

THEATRUM ORBIS TERRARUM

PT 2013, D: Cavaleiros do Mar, João Fernandes, 30′, OmeU, DCP


A TORRE

PT 2015, Dok, 8′, OmeU, DCP


UBI SUNT

PT 2017, Dok, 30′, OmeU, DCP


COUP DE GRÂCE

PT 2017, D: Miguel Borges, Clara Jost, João Pedro Benard, 25′, OmeU, DCP

Im Nebeneinander der in der Kurzfilmrolle versammelten Arbeiten werden zentrale Motive und Narrationen erkennbar, die in Lamas‘ Arbeit besonders präsent sind, so etwa das Verhältnis zwischen Erzählung und seiner visuellen Darstellung oder die Bedeutung von Fiktion in jeder Art des Storytellings – vor allem in vermeintlich dokumentarischen Narrativen. Statt um eine „wahre“ Abbildung des Realen geht es Lamas um Mehrdeutigkeiten, um das Nebeneinander von Elementen sozialrealistischen, traumartigen und surrealen Erzählens.

A TORRE etwa besteht aus Material, das im Zuge der Dreharbeiten zu EXTINCTION (siehe 20. April, 20 Uhr) entstanden ist. Dort betritt der Protagonist Kolya anders als in EXTINCTION nicht die heikle Berührungszone nationalstaatlicher Konflikte, sondern die Region, in der sich Natur und menschlicher Körper, Himmel und Erde begegnen. Kolyas Körper verschmilzt mit einer Baumkrone.
Lamas bietet mehrere Lesarten an, wie diese Grenzüberschreitung gedeutet werden kann. In THEATRUM ORBIS TERRARUM ist der Bezugspunkt der erste Atlas aus dem Jahr 1570, der aus 70 Einzelkarten besteht. Die Idee der bildlichen Repräsentation von Raum bildet den Ausgangspunkt ihrer einzigartigen Abenteuererzählung, bei der sie die Willkürlichkeit und Fiktivität einer Landkarte auf Museen und Archive, auf die anderen repräsentierenden Formen von „Theater“, ausweitet.

UBI SUNT widmet sich der sozialen und geografischen Peripherie Portos mit eklektischen Bildern und Geschichten. Interviews mit den Insassen eines Jugendgefängnisses wechseln sich ab mit Tanzperformances.

16. April, 19 Uhr – UT Connewitz – € 6,5 (5,5 erm.)

[Parafiktion | Salomé Lamas]